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Therapie des kleinzelligen Lungenkarzinoms – Nachsorge + Selbstheilung

Patienten haben häufig den Wunsch, in ihrer Therapie selbst aktiv zu werden und etwas beizutragen, dass die Therapie besser wirkt und dass sie schneller gesund werden. Welche Fragen normalerweise gestellt werden, erzählt Dr. Kimmich, Oberarzt am Lungenzentrum im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.

Viele Patienten fragen, ob es irgendwas gibt, was man selbst zahlen muss bzw. was die Kasse nicht bezahlt. Das ist zum Glück nicht so. Die wirksame und wichtige Therapie ist eine Kassenleistung. Man muss nicht befürchten, dass man nur als Privatpatient die beste Behandlung bekommt. Das ist in Deutschland nicht der Fall.

Karin Strube

Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung

Dr. med. Martin Kimmich, MScIH 

Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Thoraxtumore und Oberarzt der Onkologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Fragen der Patienten

  • Fragen nach zusätzlichen Kosten: In Deutschland sind wirksame Therapien Kassenleistungen, keine zusätzlichen Kosten für Behandlungen.

Vitaminpräparate

  • Keine Empfehlung für zusätzliche Vitaminpräparate.
  • Studien zeigen keine Wirksamkeit von Vitamin E, Selen etc. zur Tumorprophylaxe.
  • Multivitaminpräparate schaden nicht, sind aber nicht notwendig.

Ernährungstherapie

  • Empfohlen: abwechslungsreiche, vitamin- und proteinreiche Ernährung mit natürlichen Produkten.
  • Keine speziellen Verbote für zuckerhaltige Lebensmittel.
  • Wichtig: Gewicht halten, besonders während Radiochemotherapie.
  • Appetit und Gelüste berücksichtigen, keine strikten Diätregeln.

Rauchen

  • Starker Zusammenhang zwischen kleinzelligem Lungenkarzinomen und Rauchen.
  • Rauchentwöhnung essenziell für bessere Therapieergebnisse und weniger Komplikationen.
  • Unterstützung durch Nikotinkaugummi, -pflaster etc. bei Bedarf empfohlen.
  • Beratung und spezialisierte Praxen nutzen.

Bewegung und Sport

  • Bewegung und Sport sind wichtig, aber in Maßen.
  • Selbstüberprüfung, z.B. Pulsfrequenzmessung, sinnvoll.
  • Keine hohen Erwartungen an Trainingsleistungen während der Therapie.

Vorsicht vor Scharlatanen

  • Schutz vor unseriösen Angeboten und teuren, unwirksamen Behandlungen.
  • Offene Kommunikation mit Fachärzten über alternative Behandlungen.
  • Krankenkassen bezahlen wirksame Behandlungen.

Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Früherkennung von Rückfällen.
  • wenn Symptome auftreten, Arzt aufsuchen, unabhängig von bestehenden Nachsorgeterminen.
  • Vierteljährliche Arzttermine in den ersten zwei Jahren, halbjährliche CT-Untersuchungen.
  • Alternative zur Hirnbestrahlung: regelmäßige Kernspintomographie des Kopfes.
  • Nachsorgeuntersuchungen meist wohnortnah beim primärversorgenden Arzt, bei Auffälligkeiten Rücküberweisung an Spezialambulanzen.

Vitaminpräparate

Es gibt keine Daten, die die zusätzliche Einnahme von Vitaminpräparaten, Spurenelementen usw. als sinnvoll oder empfehlenswert unterstützt. Im Gegenteil: Es können Interaktionen vorhanden sein, die negativ mit der Chemotherapie interagieren. Grundsätzlich wird die Einnahme nicht aktiv empfohlen. Wenn man z. B. ein Multivitaminpräparat einnimmt, schadet das nicht, aber es muss auch nicht sein.

Die Studien mit Vitamin E, Selen etc., die es zur Prophylaxe von Tumorerkrankungen beim Lungenkarzinom gibt, sind alle negativ ausgegangen, also nicht wirkungsvoll. Insofern kann man sich das Geld sparen. Die Präparate sind zum Teil relativ teuer.

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Ernährungstherapie

Sinnvoll ist Ernährungstherapie. Empfohlen wird eine abwechslungsreiche, vitaminreiche, proteinreiche Ernährung, die natürlich sein sollte. Man muss keine Tabletten schlucken, sondern natürliche Produkte wie Obst und Gemüse kaufen.

Es gibt keine speziellen Empfehlungen, dass man keine zuckerhaltigen Lebensmittel (ein Stück Kuchen oder ein Eis) mehr essen darf. Viele denken, dass Glukose oder Saccharose (Rohrzucker) den Tumor füttern. So einfach ist das nicht. Der Körper braucht auch Zucker und man empfiehlt keine einseitige Ernährung. Gerade bei einer Radiochemotherapie muss man als Betroffener darauf achten, dass man kein Gewicht verliert, sondern versucht, die Ernährung so gut es geht aufrechtzuerhalten.

Man darf sich von seinem Appetit und seinen Gelüsten leiten lassen. Diese werden durch die Therapie stark beeinträchtigt und deshalb sollte man sich keine bestimmten Diätregeln auferlegen. Lieber etwas lockerer damit umgehen und Dinge essen, die einem ein bisschen Appetit machen.

Wichtig ist, dass die Standardtherapie (Radiochemotherapie) möglichst ununterbrochen und komplikationslos durchgezogen wird und alles, was das unterstützt, ist gut. Wenn das nur mit süßen Lebensmitteln geht, ist das egal. Die Ernährung hat einen Langzeitcharakter und man kann nach der Therapie auf eine gesunde Ernährung umstellen. Durch die schwierige Zeit sollte man ohne Gewichtsverlust durchkommen.

Rauchen

Lungenkarzinome haben eine sehr enge Assoziation zum Rauchen. Nicht alle Lungenkarzinome werden vom Rauchen ausgelöst, aber die Mehrzahl. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom ist der Zusammenhang sehr stark und gerade bei den Patienten, die bestrahlt werden, ist die Rauchentwöhnung und der Verzicht aufs Rauchen essenziell. Das macht einen großen Unterschied. Die Therapien werden deutlich besser vertragen, sind komplikationsärmer und auch für die Aussicht nach überstandener Behandlung spielt das eine große Rolle.

Es fällt vielen Patienten sehr schwer auf das Rauchen zu verzichten. Hier bitte Hilfe suchen und nicht alles mit sich allein ausmachen wollen. Es gibt gute unterstützende Angebote. Um einen kalten Entzug zu vermeiden, gehören Nikotinkaugummi, Nikotinpflaster etc. zur Standardempfehlung bei der Rauchentwöhnungsbehandlung. Es gibt aber auch Patienten, die hören auf und machen nichts weiter. Aber die Begleitbehandlung mit Nikotinpflaster, Kaugummis oder Sprays ist nach wie vor Standard und das wird als hilfreich empfunden. Das ist nicht die einzige Ersatztherapie oder Entwöhnungshilfe aber eine davon.

Es lohnt sich auf jeden Fall, eine Beratung wahrzunehmen. Im Internet gibt es mittlerweile auch Beratungsseiten. Die Hausärzte haben das in der Regel parat. Es gibt Praxen, die sich darauf spezialisiert haben. Es ist hilfreicher das nicht allein mit sich zu verhandeln.

Bewegung und Sport

Ein wichtiges, sehr empfehlenswertes Thema ist Bewegung und Sport. Man sollte aber vorsichtig sein und sich nicht zu viel abverlangen. Gewisse Selbstüberprüfungen, zum Beispiel die Pulsfrequenzmessung sind sinnvoll. Man darf während der Therapie nicht erwarten, an seine vorherige Leistung heranzukommen, wenn man vorher bereits Sport betrieben hat, oder gar in dieser Zeit Trainingsleistungen aufzubauen. Da muss man bescheiden mit sich umgehen und sich auch über kleine Fortschritte oder das Aufrechterhalten von einer bestimmten Regelmäßigkeit freuen.

Vorsicht vor Scharlatanen

Es gibt leider Menschen, die sich an todkranken Menschen und deren Verzweiflung bereichern wollen und versuchen, irgendetwas, was nicht wirkt, für teures Geld zu verkaufen. Vor diesen Scharlatanen muss man sich wirklich schützen. Die Angebote sind unzählig und viele Patienten müssen sich fast auch davor schützen, von Freunden, Bekannten oder der Familie mit Ratschlägen überschüttet zu werden. Wenn man tatsächlich etwas Überzeugendes findet, das aber sehr teuer ist, sollte man sich auf jeden Fall mit jemanden vom Fach unterhalten (Hausärztin/Hausarzt oder behandelnde Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus). Bitte diese Dinge offen ansprechen.

Wenn sich Patienten nebenher behandeln lassen möchten und sagen: „Ich habe einen Heilpraktiker, bei dem war ich schon immer“, ist in der Regel nichts dagegen einzuwenden. Aber es kann durchaus auch mal sein, dass es Unverträglichkeiten gibt, deshalb ist es immer wichtig, diese Themen offen miteinander zu besprechen.

Und bitte immer daran denken: Die Krankenkassen bezahlen die wirksamen Behandlungen.

Nachsorge

Die Nachsorge ist ein System der Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen, um einen eventuellen Rückfall frühzeitig zu bemerken. Natürlich sollte sich jeder Betroffene, wenn bestimmte Symptome auftreten, die nicht wieder verschwinden, die neu oder irritierend sind, melden und ärztliche Untersuchung aufsuchen, unabhängig von bestehenden Nachsorgeterminen.

Die Nachsorgeuntersuchungen sind speziell dafür gedacht, dass auch bei Beschwerdefreiheit bestimmte Untersuchungen gemacht werden. Diese sind relativ einfach beim Lungenkarzinom. Zunächst vierteljährliche Arzttermine in den ersten zwei Jahren, bei denen man körperliche Untersuchungen und Anamnesegespräch über das Befinden führt. Die CT-Untersuchungen werden in halbjährlichen Abständen gemacht.

Bei der Hirnbestrahlung gibt es als mögliche Alternative die regelmäßige Untersuchung mit Kernspintomographie des Kopfes. Das ist noch keine Standardempfehlung, aber insbesondere in den Fällen, bei denen man eine solche Nachbestrahlung des Kopfes nicht macht, empfiehlt sich die regelmäßige Untersuchung des Gehirns, um etwaige Hirnmetastasen frühzeitig zu erkennen.

Wo finden die Nachuntersuchungen statt?

Meistens finden die Nachuntersuchungen bei der nächstmöglichen radiologischen Praxis oder radiologischen Zentrum wohnortnah statt, vermittelt über den Hausarzt. Nur bei Auffälligkeiten oder Unklarheiten werden die Patienten wieder an unsere Ambulanz überwiesen. Oder es können Bilder eingeschickt werden, damit diese in der Tumorkonferenz besprochen werden.

Wenn die Therapie offiziell zu Ende ist, verabschiedet man sich im besten Falle von dem Patienten. Die erste CT-Untersuchung nach abgeschlossener Behandlung findet ein bisschen früher statt, nicht erst nach sechs Monaten. Das wird häufig noch hier gemacht. Danach gehen die Patienten wieder zurück zum primärversorgenden Arzt. Das ist auch seitens der Krankenkassen so gewünscht ist, dass die Spezialambulanzen nur dann aktiv werden, wenn eine Erkrankungssituation vorliegt und nicht, wenn die Behandlung abgeschlossen ist und lediglich Sicherheitsuntersuchungen durchgeführt werden müssen.