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Krebsdiagnose – was nun? Patienten berichten

In diesem Beitrag berichten betroffene Patienten, wie sie mit der Krankheit Krebs umgegangen sind, wie sie die Diagnose erlebt haben, was für sie hilfreich war und was sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten. Jens Stäudle, Psychoonkologe im Robert-Bosch-Krankenhaus, gibt zusätzlich Tipps zu den unterschiedlichen Themenbereichen.

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Wie haben Sie die Diagnose erlebt?

„… bei der Diagnose haben meine Eltern geweint. Das war schockierender als die eigentliche Diagnose…“

„… die Zeit bis zur Diagnose ist schwer zu ertragen. Wenn dann besprochen wird, wie die Behandlung in den nächsten Monaten aussehen wird, hat man eine gewisse Klarheit. Das ist für viele einfacher als mit der Unsicherheit zu leben, was auf einen zukommen kann. “

„… wie Bekannte reagieren, wenn man von der Diagnose erzählt, kann zusätzlich belastend sein. Jeder kennt irgendjemanden, der auch Krebs hat und der Ausgang der Krankheit ist nicht immer positiv.“

„… es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn man jemanden hat, der einen zum Arztgespräch begleiten kann. Denn wenn man die Diagnose erhält, stehen viele unter Schock und realisieren vieles nicht mehr.“

„… sich in die Thematik einzulesen ist hilfreich damit man sich mit den Ärzten auf Augenhöhe unterhalten kann.“

Psychoonkologe Jens Stäudle empfiehlt jemanden zum Arztgespräch mitzunehmen, der einem nahe steht. Für viele Betroffene ist es schwer alles aufzunehmen, was der Arzt erklärt. Vier Ohren hören mehr als zwei Ohren. Nach dem Termin kann man sich nochmal besprechen, gemeinsam Fragen aufschreiben und sich überlegen, was beim nächsten Arztgespräch alles thematisiert werden soll.

Um dies überhaupt bewältigen zu können, ist es sehr wichtig, sich Informationen zu der Krankheit und zu den Behandlungsmöglichkeiten einzuholen.

Was war für Sie emotional hilfreich?

„… da ich eine längere Zeit in einem Isolationszimmer verbracht habe, war für mich jede Art von Kontakt nach außen hilfreich. Besonders wichtig waren die Freunde und der engste Familienkreis, der neben mir sitzen konnte, wenn es mir schlecht ging und auch mal zwei Stunden mit mir geschwiegen hat.“

„… ich habe mir eine eigene Meditation ausgedacht: Ich habe vom Bild der Kernspintomographie den Tumor abgemalt. Erst die Außenkonturen und dann mit dem Bleistift innen immer kleiner werden lassen, bis er am Ende weg war.“

„… Hilfreich waren Freunde, Familie und besonders die Partnerin, die geholfen hat, nicht im Selbstmitleid zu versinken. Manchmal war dafür auch ein Tritt in den Hintern notwendig. Sie hat mir To-Do Listen geschrieben: Das ging vom Fensterputzen bis zu einem Spanischkurs. Ich habe Aktivitäten angefangen, für die ich im Berufsalltag keine Zeit hatte. Somit war mein Alltag angefüllt mit neuen Dingen und man dachte nicht den ganzen Tag über die Diagnose nach.“

„…für mich war wichtig gegen diese sich aufbauende Lethargie anzugehen. Einen Alltag zu haben, den Alltag zu strukturieren, versuchen aktiv zu sein, sich Zeit zu nehmen. Dabei muss man aber auch zulassen, dass es Tage gibt, an denen man einfach nichts machen möchte.“

Damit sich nicht alles um die Krankheit dreht, das eigene Leben oder auch das Leben der Familie bestimmt, ermuntert Jens Stäudle die Patienten dazu, aktiv zu bleiben. Es gibt Möglichkeiten neue Dinge auszuprobieren, für die Arbeit etwas zu tun, oder auch sich sportlich zu bewegen.

Darüber hinaus sind Neue Medien eine sehr gute Option. Dadurch kann man Kontakt nach außen halten. Über WhatsApp Gruppen können Familien oder Freunde informiert werden. Um den Anschluss im Geschäft nicht zu verlieren, kann man auch weiterhin mit den Kollegen in Verbindung bleiben. Auf einer hämatologischen Überwachungsstation haben kleine Kinder keinen Zutritt. Videotelefonie ist eine gute Option um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben. Das hilft auch den Kindern bei der Verarbeitung.

Würden Sie heute etwas anders machen?

„… im Nachhinein habe ich gelernt mich stärker abzugrenzen. Jeder meint es gut, möchte helfen, hat Tipps. Aber manchmal ist das einfach zu viel. Dann klar und höflich auf das Umfeld zugehen und sagen: Jetzt ist es genug, ich brauche meine Ruhe. Man braucht wirklich jedes Stückchen Kraft für sich selbst auch wenn das manchmal egoistisch scheint. Aber in der Situation muss man manchmal einfach egoistisch sein.“

„… damals ist es mir sehr schwergefallen, mich gegen Arroganz und Übergriffigkeiten durchzusetzen. Ich würde mir wünschen, dass Patienten heute mehr Selbstvertrauen hätten.“

„… es ist wichtig keine falsche Bescheidenheit an den Tag zu legen. Wenn Hilfe nötig ist, sollte man diese auch frühzeitig einfordern.“

Jens Stäudle unterstreicht, dass der Patient der Handelnde in der Therapie bleiben muss. Es wird Momente geben, in denen etwas nicht verstanden wird. Deshalb immer auf die Ärzte zugehen, Fragen stellen und Themenfelder benennen, die einem wichtig sind. Man sollte als Patient auf jeden Fall die Fäden in der Hand behalten!