Welche Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung werden bezahlt? Und lohnt sich das? Retten die Untersuchungen wirklich Leben?
Lassen Sie sich in diesem Interview mit Herrn Professor Kopp überzeugen!
Prof. Dr. med. Hans-Georg Kopp
Chefarzt der Onkologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart
Karin Strube
Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung
Es gibt viele Krebserkrankungen, die man mit einer höheren Wahrscheinlichkeit heilen kann, wenn sie im frühen Stadium diagnostiziert werden. Zu diesem Zweck gibt es ein gesetzliches Früherkennungsprogramm. Auf der Seite des Krebsinformationsdienstes ist die Übersicht grafisch aufbereitet.
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Mehr InformationenDie Grundidee der Früherkennung ist, dass sie uns Vorschläge gibt, die uns helfen sollen, die eigene Verantwortung für die Gesundheit besser wahrzunehmen.
Bei Frauen geht die gesetzlich empfohlene und auch von den Krankenkassen übernommene Früherkennung etwas früher los als bei den Männern. Für Frauen gibt es richtig viele Angebote und für Männer eigentlich gar nicht so viele. Aber faktisch sterben mehr Männer an Krebs als Frauen. Und dazu kommt, dass die Männer das Früherkennungsprogramm auch noch schlechter wahrnehmen als die Frauen. Es ist leider nur ein kleiner Bruchteil der Männer, die zur Vorsorge gehen und die Früherkennung wahrnehmen. Hier gibt es viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Ja, in den USA ist dieses Programm etabliert.
Ob man sich, auch als Staat, zu einem gesetzlichen Früherkennungsprogramm entscheidet, ist in erster Linie eine politische Entscheidung. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mit diesem Früherkennungsprogramm wirklich was Gutes getan wird? Das muss vorher in Studien gezeigt werden.
Wenn wir zum Beispiel frühe Stadien von Lungenkrebs erkennen wollen, brauchen wir Computertomografien (CTs). Eine normale Röntgenaufnahme reicht nicht aus, da diese viel zu wenig empfindlich ist. Mittlerweile geht CT auch mit weniger Strahlenbelastung als früher, aber es ist immerhin noch eine diagnostische Strahlenbelastung.
Wenn man jetzt die ganze Bevölkerung durchs CT schiebt, produziert man nicht nur jede Menge Kosten, sondern mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit möglicherweise auch Schäden. Die Strahlung ist nicht gut, auch medizinische Strahlung ist per se nicht gut.
Wenn man aber versucht, die Population, also die Gruppe derer, die man untersucht, vorher zu definieren, dann gelingt es tatsächlich mit der CT die Sterblichkeit an Lungenkrebs um circa 20% zu senken. Das ist in großen Studien einmal in den USA, einmal in Europa gezeigt.
In den USA gibt es bereits eine Vorsorge oder Früherkennungsmaßnahme mit Ultra Low Dose CT, nämlich bei Menschen, die mehr als 30 Packungsjahre geraucht haben. Ein Packungsjahr heißt eine Schachtel pro Tag über ein Jahr über 30 Jahre. Wenn Sie 30 Jahre lang jeden Tag eine Schachtel Zigaretten geraucht haben, haben Sie 30 Packungsjahre. Wenn Sie 15 Jahre lang jeden Tag zwei Schachteln rauchen, haben Sie auch 30 Packungsjahre. Wenn Sie 60 Jahre lang jeden Tag eine halbe Schachtel geraucht haben, haben Sie auch 30 Packungsjahre.
Das ist ein Versuch, die Zigaretten Exposition kumulativ zusammenzufassen. Wenn man das macht und zusätzlich das Lebensalter betrachtet, hat man eine Risikogruppe, die ein ausreichend hohes Risiko hat, und es sich wirklich lohnt, diese Gruppe alle paar Jahre im CT zu untersuchen. Das wird aber in Deutschland noch nicht gemacht.
Ganz aktuell gibt es eine Stellungnahme des Bundesamtes für Strahlenschutz, die zu dem Ergebnis kommt: Ja, diese Strahlenbelastung ist zumutbar. Wenn man gut selektiert, kann man damit etwas Gutes tun. Und deshalb ist es eine Frage der Zeit, bis es auch bei uns kommt. Das wäre zu befürworten.
Auf dieser Abbildung erkennt man an der Kurve, dass Früherkennungsmaßnahmen Auswirkungen auf die Inzidenz haben: Die Neuerkrankungsrate geht erst mal hoch, wenn man anfängt Frauen im großen Stil zur Mammographie zu schicken.
Dann gibt es plötzlich in den Jahren mehr Brustkrebs – anscheinend. Wie wir es von Corona wissen: Wer mehr testet, findet auch mehr. Interessanterweise, und das ist der entscheidende Punkt, ist es aber eine stadienspezifische Zunahme der Neuerkrankungsrate.
Es wurde genau das erreicht, was man erreichen wollte: Es wurden mehr frühe Stadien entdeckt und weniger fortgeschrittene Stadien. Wenn man dann noch zeigen kann, dass sich durch diese Maßnahme die Sterblichkeit senken lässt, hat diese Früherkennungsmaßnahme tatsächlich die Chance, zu einer gesetzlich empfohlenen Früherkennungsmaßnahme zu werden.
Und das ist für die Mammografie gezeigt. Auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes gibt es hervorragend aufbereitete Daten, die zeigen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven oder negativen Tests ist und wie vielen Frauen dadurch tatsächlich das Leben gerettet werden kann. So kann jede für sich selbst entscheiden, ob sie für dieses Risiko die Mammographie machen möchte oder nicht.
Es ist beeindruckend, was die Vorsorge leisten kann. In den letzten Jahrzehnten haben wir einen enormen Fortschritt gemacht, auch was die Qualität der Bildgebung angeht. Die Bildgebungsqualität ist besser, Strahlen werden gespart durch moderne Diagnostik. Das ist tatsächlich ganz eindeutig ein Vorteil, gerade beim CT.
Es lohnt sich definitiv: Gehen Sie zu Ihrer Früherkennung!
Auch an die Männer: Bitte geht hin, es lohnt sich!!