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Staging einer Lungenkrebsdiagnose

Erfahren Sie, wie das detaillierte Staging bei Lungenkrebs den Grundstein für eine maßgeschneiderte Behandlung legt. Verstehen Sie, warum die genaue Bestimmung von Tumorgröße, Lymphknotenbefall und Fernmetastasen so entscheidend für die Prognose und Therapieoptionen ist. 

Karin Strube

Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung

Prof. Dr. med. Claus Neurohr

Chefarzt Pneumologie und Beatmungsmedizin am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

  • Staging beschreibt den Prozess, an dessen Ende eine korrekte TNM-Klassifikation steht, die jeder Patient in seinem Arztbrief nachlesen kann.
  • Das Tumorstadium wird über drei Aspekte definiert:
    • T: Primärtumor (Größe, Lage, Infiltration in umliegende Strukturen)
    • N: Lymphknotenbefall (N1-3 oder NX)
      • Mediastinale und hiläre Lymphknoten: Lymphknoten im Brustkorb zwischen Lunge und Herz (Mediastinum) und an der Lungenwurzel (Hilus)
      • Lymphknotenbefall hat Konsequenzen für Therapie und Prognose (z.B. Operabilität)
    • M: Metastasen/Fernmetastasen (Hirn-, Leber-, Knochen-, Hautmetastasen)
      • Fernmetastasen können auch in der Lunge auf der anderen Seite auftreten
  • Heutige Klassifikation ist sehr komplex und ermöglicht eine detaillierte, patientenspezifische Therapie
  • Patienten haben das Recht, vollumfänglich über ihr Tumorstadium informiert zu werden (Arztbrief, Tumorboard)
  • Höhere Tumorstadien gehen in der Regel mit einer schlechteren Prognose einher
  • Zielgerichtete Therapien können auch bei hohen Stadien gute Chancen bieten, wenn konsequent nach Mutationen gesucht wird

Was ist der Unterschied zwischen Staging und Klassifikation?

Im ersten Teil des Stagings wird der gesamte Körper des Patienten (bis auf das Gehirn) mit einem PET-CT untersucht. Das Gehirn wird separat mit einem MRT angeschaut.

Im zweiten Teil des Stagings wird festgelegt, wie groß der Primärtumor ist, ob die Lymphknoten betroffen sind und ob es Fernmetastasen gibt.

Staging beschreibt den Prozess, an dem am Ende eine korrekte TNM-Klassifikation steht, die jeder Patient in seinem Arztbrief nachlesen kann.

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Das Tumorstadium wird über drei Aspekte definiert

T: Wo ist der Primärtumor? Wie groß ist der Tumor? Je größer, desto schlechter die Prognose. Und je größer, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor Metastasen hat. Entweder Absiedlungen in die Lymphknoten oder Absiedlungen in andere Organe, zum Beispiel Leber, Gehirn oder Knochen.

Wächst der Primärtumor irgendwo hinein? Ist der Tumor „nur“ im Lungengewebe, ist das was anderes, als wenn der Tumor in ein umgebendes Gefäß hineinwächst. Wenn er irgendwo hineinwächst (auch wenn er genauso groß ist oder zentral sitzt), hat er auch eine schlechtere oder eine andere Prognose. Wenn er zum Beispiel ein Gefäß arrodiert, hat er ein höheres Risiko zu bluten, aber auch eine höhere Streuungswahrscheinlichkeit.

N: Welche Lymphknoten sind betroffen? N für Lymphknoten (englisch nodes). N1-3 oder NX, wenn keine Aussage über einen Lymphknotenbefall möglich ist.

Mediastinale und hiläre Lymphknoten

Im Brustkorb sind die Lunge, das Herz und die Gefäße, die dazu führen. Diesen Raum zwischen der Lunge, wo das Herz ist, nennt man Mediastinum.

Man hat zwei Lungenhälften rechts und links. Diese müssen mit Blut versorgt werden und Luft muss reinkommen. Wo diese ansetzen, das nennt man Hilus – rechts und links. Grob erklärt ist der Hilus an der inneren Seite der Lungenflügel und im Raum dazwischen das Mediastinum.

Dort sitzen an unterschiedlichen Stellen Lymphknoten. Diese Lymphknoten sind durchnummeriert. Mit den Pathologen, Radiologen, Operateuren und Chirurgen (wenn der Patient operiert ist) wird herausgefunden, welcher Lymphknoten befallen ist und welcher nicht.

Daraufhin kann man in der Tabelle nachschauen: Je nachdem welcher Lymphknoten befallen ist, ist es ein N1, N2 oder N3 Stadium. Das ist alles genau definiert.

Was bedeutet befallen?

Befallen heißt, dass Krebszellen im Lymphknoten sind. Wenn man den Lymphknoten herausoperiert und histologisch untersucht, findet man dort Krebszellen.

Man kann auch mithilfe der endobronchialen Ultraschalluntersuchung punktieren und sehen, ob pathologische Zellen oder Zellverbände vorhanden sind. Das hilft zu sehen, ob es Sinn macht, einen Patienten zu operieren oder nicht und/oder ob es eine Indikation gibt, diesen Bereich zu bestrahlen.

Kommt eine Operation in Frage, wenn bereits Lymphknoten befallen sind?

Das hängt davon ab, wie die TNM-Klassifikation im Detail ist. Es gibt Situationen mit relativ großem Tumor in der Lunge, der aber nirgendwo hinwächst. Und die Lymphknoten sind laut PET-CT und endobronchialer Untersuchung nicht betroffen oder es sind nur sehr nahe gelegene Lymphknoten betroffen. Also ein niedriges Endstadium.

Dafür braucht man das Tumorboard und die entsprechende Expertise. Hier wird entschieden, wo man den Patienten primär operieren kann oder aber nach einer bestimmten Vortherapie gut operieren kann.

Wenn schon Lymphknoten auf der anderen Seite betroffen sind (höheres Stadium N3), ist in der Regel eine Operation oder zumindest eine primäre Operation keine Option. Deshalb ist der Lymphknotenstatus so wichtig. Weil er sowohl für die Therapie als auch für die Prognose Konsequenzen hat.

M: Metastasen/Fernmetastasen. Ganz entscheidend sind Hirnmetastasen, Lebermetastasen, Knochenmetastasen, und Hautmetastasen. Es gibt prinzipiell die Möglichkeit, in sehr vielen Organen Metastasen zu haben. Das hat für den Patienten eine direkte Konsequenz für die Operabilität. Diese ist dann häufig nicht mehr gegeben. Natürlich auch für die Therapie. Bei Knochenschmerzen macht es zum Beispiel Sinn, eine Bestrahlung zu machen, da es dadurch häufig besser wird.

Ist eine Fernmetastase bei einem Lungentumor außerhalb der Lunge?

Das muss genau betrachtet werden. Es kann zum Beispiel auch eine Metastase in der Lunge sein, aber auf der anderen Seite. Das wird alles in dem TNM-Klassifikationssystem erfasst. Am Schluss hat man ein Tumorstadium mit einer Kombination aus einer Nummer und einem Buchstaben. Das kann der Patient für sich selbst nachschauen. TNM: Wie groß ist der Tumor? Das sagt einem die Zahl, die dabeisteht. Welche Lymphknoten sind betroffen? Gibt es Fernmetastasen? Das ist sehr komplex, da es für jeden einzelnen Patienten individuell gemacht wird.

Klassifikation früher und heute

Früher hat die Klassifikation die Größe des Tumors und die Anzahl ausgemacht. Heutzutage ist das sehr komplex geworden, mit dem Vorteil, dass aus der sehr detaillierten Diagnostik eine sehr detaillierte Therapie herauskommt, die viel spezifischer ist, als es früher der Fall war.

Das ist ein sich ständig weiterentwickelndes System. Es soll so gut wie möglich beschrieben werden, damit nicht alle Patienten über einen Kamm geschoren werden. Es ist bekannt, dass längst nicht allen Patienten geholfen werden kann, so dass man den richtigen Mittelweg findet: Wie aggressiv soll man zum Beispiel einen Patienten operieren, damit man auch langfristig für ihn das Beste rausholt und nicht einen Patienten umsonst operiert, umsonst bestrahlt oder umsonst eine Chemotherapie macht. Aber auf der anderen Seite natürlich niemandem eine Therapie vorenthält.

Werden dem Patienten die genauen Stadien mitgeteilt?

Die Patienten haben das Recht, vollumfänglich informiert zu werden. Und das macht das Tumorboard, legt genau fest: Das ist dieses Tumorstadium (in römischen Zahlen angegeben) und dazu noch die TNM-Klassifikation. Größe des Tumors, Lymphknoten und Fernmetastasen. Das steht auch so im Arztbrief und das kann jeder Tumorpatient für sich nachschauen (ist in Deutschland qualitätsgesichert) und das gilt auch für alle Tumoren. Das ist nicht lungentumorspezifisch. Nur die Klassifikationssysteme sind an den Tumor angepasst.

Was bedeuten die Zahlen?

Generell sagt man, dass die niedrigere Zahl die bessere ist und die höhere Zahl die schlechtere. Hat man ein höheres Tumorstadium, bedeutet das in der Regel, dass man einen größeren Tumor hat oder mehr Lymphknoten betroffen sind und/oder Fernmetastasen vorhanden sind, was in der Regel auch einen Einfluss auf die Prognose hat. Mit der Einschränkung, dass es ganz wichtig ist, die feingeweblichen Dinge zu berücksichtigen. Es ist wichtig, dem Patienten das gut zu vermitteln, damit auch die Erwartungshaltung, was man für die Patienten tun kann, vernünftig ist.

Zielgerichtete Therapien

Durch die Optionen der zielgerichteten Therapie werden die Stadien teilweise ein bisschen aufgebrochen. Patienten mit sehr hohem Stadium haben teilweise eine ganz gute Chance durch die Option mit einer zielgerichteten Therapie (eventuell auch im Rahmen einer Studie).

Oder es gibt Mutationen für die zielgerichtete Therapie. Die kann man aber nur anwenden, wenn man wirklich ganz konsequent danach sucht und noch mal im Tumorboard bespricht. Wurde genug Material angeschaut? Wurde nach allem geschaut? Macht es Sinn ein weiteres Mal nachzuschauen? Wurde aus dem Primärtumor entnommen oder aus den Lymphknoten?