Wenn unter einer zielgerichteten Therapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom ein Progress auftritt, empfiehlt Dr. Matthias Scheffler von der Uniklinik Köln immer eine Rebiopsie. Diese hilft, genaue Informationen über den Tumor zu erhalten und mögliche erworbene Resistenzmechanismen zu identifizieren. Diese Informationen sind entscheidend, um die weiteren Therapieschritte besser zu planen.
Sollte eine Biopsie nicht möglich sein, auch nicht über eine Liquid Biopsie (Blutuntersuchung), bedeutet das nicht, dass keine weiteren therapeutischen Optionen zur Verfügung stehen. Es gibt für verschiedene zielgerichtete Therapien Nachfolgeoptionen, die sich an den Leitlinien und der Chemotherapie orientieren. Dennoch ist die beste Therapie möglich, wenn eine Rebiopsie durchgeführt wird.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Scheffler
Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie an der Uniklinik Köln
Nicoline Ehrardt
Patientin und Patientenvertreterin, Vorstandsmitglied von ZielGENau e.V.
Wenn eine Resistenzmutation festgestellt wurde, unterscheidet man zwischen on-target und off-target Mutationen.
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Mehr InformationenLeider gibt es auch häufig Fälle, in denen ein Fortschreiten der Krankheit auftritt, ohne dass eine Resistenzmutation gefunden wird. In solchen Fällen ist man verpflichtet, weitere Therapieoptionen wie Chemotherapie oder möglicherweise auch Immuntherapie in Betracht zu ziehen, gegebenenfalls in Kombination mit dem bisherigen Inhibitor.
Eine relativ häufige Vorgehensweise in solchen Fällen ist die Hinzunahme von Chemotherapie zur zielgerichteten Therapie. Erste Studien haben gezeigt, dass die Kombination von EGFR-Inhibitoren mit Chemotherapie im Vergleich zum EGFR-Inhibitor bessere klinische Ergebnisse liefert, auch wenn mit einer erhöhten Toxizität zu rechnen ist.
Es bleibt zu prüfen, ob es bereits beschriebene Sequenzen gibt, die in solchen Fällen eingesetzt werden können. Im Regelfall würde man jedoch auf Standardtherapien zurückgreifen.
Wenn bei einem Patienten mit einer Treibermutation wie ROS1 ein Fortschreiten des Tumors in bestimmten Organen, wie dem Gehirn oder den Knochen, festgestellt wird, gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Neben der Chemotherapie können auch lokale Verfahren wie die Bestrahlung eingesetzt werden. Besonders bei sogenannten oligometastatischen Verläufen, bei denen nur wenige Metastasen (bis zu fünf) vorhanden sind, kann eine gezielte Bestrahlung, wie die Cyberknife-Bestrahlung, sehr erfolgreich sein. Diese Methode wird nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Körperregionen angewendet.
Es besteht die Möglichkeit, dass ein nicht-kleinzelliger Tumor mit einer Treibermutation wie ROS1 sich in einen anderen Tumortyp verwandelt. Zum Beispiel kann ein NSCLC-Tumor zum Kleinzeller oder Plattenepithelkarzinom transformieren, wobei die ursprüngliche Mutation oft noch nachweisbar ist. Diese Transformation ist selten, aber sie kommt vor und ist nicht vollständig erklärbar. In solchen Fällen wirken die ursprünglich eingesetzten Tyrosinkinase-Inhibitoren oft nicht mehr.
Weiterführendes zum Thema zielgerichtete Therapien bei Lungenkrebs:
Zielgerichtete Lungenkrebstherapien Treibermutationen Teil 1 >>
Zielgerichtete Lungenkrebstherapien Treibermutationen Teil 2 >>
Nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs >>
Wenn keine zielgerichteten Medikamente mehr zur Verfügung stehen, kommen die „normalen“ Therapien für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs zum Einsatz. Auch in diesem Bereich hat es bedeutende Fortschritte gegeben, sowohl bei Chemotherapien als auch bei Immuntherapien. Der Wechsel zu diesen Therapien bedeutet nicht, dass die Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, sondern markiert den Beginn eines neuen therapeutischen Abschnitts.
Die Entwicklung neuer Therapien für den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs schreitet rasant voran. Auch Mutationen, die bisher als nicht angreifbar galten (z.B. KRAS oder RET-Fusion), werden kontinuierlich verbessert. Es wird daran gearbeitet, die Wirksamkeit zu erhöhen und die Verträglichkeit zu verbessern. Dies eröffnet neue Optionen für mögliche Sequenzen und Kombinationen von Therapien, sowohl mit Standardtherapien als auch mit anderen zielgerichteten Ansätzen. Die Fortschritte der letzten vier bis fünf Jahre übersteigen die Entwicklungen der vorherigen 15 Jahre um ein Vielfaches. Für Behandler bedeutet dies, dass sie den Patienten auch bei aktuell schwierigen Situationen Hoffnung auf neue, vielversprechende Therapien geben können.