Zielgerichtete Lungenkrebstherapie - Resistenzmutationen

Rebiopsie bei Progress unter zielgerichteter Therapie

Wenn unter einer zielgerichteten Therapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom ein Progress auftritt, empfiehlt Dr. Matthias Scheffler von der Uniklinik Köln immer eine Rebiopsie. Diese hilft, genaue Informationen über den Tumor zu erhalten und mögliche erworbene Resistenzmechanismen zu identifizieren. Diese Informationen sind entscheidend, um die weiteren Therapieschritte besser zu planen.

Sollte eine Biopsie nicht möglich sein, auch nicht über eine Liquid Biopsie (Blutuntersuchung), bedeutet das nicht, dass keine weiteren therapeutischen Optionen zur Verfügung stehen. Es gibt für verschiedene zielgerichtete Therapien Nachfolgeoptionen, die sich an den Leitlinien und der Chemotherapie orientieren. Dennoch ist die beste Therapie möglich, wenn eine Rebiopsie durchgeführt wird.

Priv.-Doz. Dr. Matthias Scheffler

Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie an der Uniklinik Köln

Nicoline Ehrardt

Patientin und Patientenvertreterin, Vorstandsmitglied von ZielGENau e.V.

Inhaltsverzeichnis

  1. Rebiopsie bei Progress unter zielgerichteter Therapie
    • Empfehlung zur Rebiopsie, um Informationen über den Tumor und mögliche Resistenzmechanismen zu erhalten
    • Beste Therapie möglich, wenn Rebiopsie durchgeführt wird
    • Ohne Biopsie stehen dennoch weitere therapeutische Optionen zur Verfügung
  2. Behandlungsschritte bei Resistenzmutationen
    • On-target Mutationen: Suche nach einem anderen Inhibitor, der bei der spezifischen Resistenzmutation wirkt
    • Off-target Mutationen: Kombinationstherapien in Betracht ziehen, jedoch mit Vorsicht, da die meisten Substanzen nicht in Kombination getestet wurden
    • Off-Label-Antrag möglich, um ein Medikament außerhalb der Zulassung für Lungenkrebs einzusetzen
  3. Vorgehen bei Progress ohne Resistenzmutation
    • Weitere Therapieoptionen wie Chemotherapie oder Immuntherapie in Betracht ziehen, gegebenenfalls in Kombination mit dem bisherigen Inhibitor
    • Kombination von EGFR-Inhibitoren mit Chemotherapie zeigt bessere klinische Ergebnisse, jedoch mit erhöhter Toxizität
    • Prüfung ob es beschriebene Sequenzen gibt, ansonsten Rückgriff auf Standardtherapien
  4. Lokale und systemische Therapien
    • Bei oligometastatischen Verläufen kann eine gezielte Bestrahlung, wie die Cyberknife-Bestrahlung, sehr erfolgreich sein
    • Anwendung nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Körperregionen
  5. Transformation von nicht-kleinzelligem zu kleinzelligem Lungenkrebs
    • Möglichkeit der Transformation eines NSCLC-Tumors zum Kleinzeller oder Plattenepithelkarzinom
    • Ursprüngliche Mutation oft noch nachweisbar, aber ursprünglich eingesetzte Tyrosinkinase-Inhibitoren wirken oft nicht mehr
  6. Therapieoptionen nach Ausschöpfung zielgerichteter Medikamente
    • „Normale“ Therapien für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs kommen dann zum Einsatz
    • Bedeutende Fortschritte auch bei Chemotherapien und Immuntherapien
    • Wechsel zu diesen Therapien markiert den Beginn eines neuen therapeutischen Abschnitts
  7. Trends in der Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkrebs
    • Rasante Entwicklung neuer Therapien, auch für bisher als nicht angreifbar geltende Mutationen
    • Verbesserung der Wirksamkeit und Verträglichkeit
    • Neue Optionen für Sequenzen und Kombinationen von Therapien
    • Fortschritte der letzten Jahre übersteigen die Entwicklungen der vorherigen 15 Jahre um ein Vielfaches
    • Hoffnung auf neue, vielversprechende Therapien für Patienten

Behandlungsschritte bei Resistenzmutationen

Wenn eine Resistenzmutation festgestellt wurde, unterscheidet man zwischen on-target und off-target Mutationen.

  • On-target Mutationen: Hier wird versucht, einen anderen Inhibitor zu finden, der bei dieser spezifischen Resistenzmutation wirkt. Hierfür werden Datenbänke geprüft, um herauszufinden, ob solche Mutationen bereits beschrieben sind und welcher Inhibitor sich anbietet. Eine Fortsetzung der bisherigen Therapie macht keinen Sinn, da die Bindung nicht mehr funktioniert. In solchen Fällen könnten auch klinische Studien in Betracht gezogen werden.
  • Off-target Mutationen: Bei zusätzlichen Treiberresistenzen außerhalb des Zielgens oder -proteins werden Kombinationstherapien in Betracht gezogen. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da die meisten Substanzen nicht in Kombination getestet wurden. Wenn keine Studien zur Verfügung stehen, kann ein Off-Label-Antrag gestellt werden, um ein Medikament, das für eine andere Krebserkrankung mit dem gleichen Treiber zugelassen ist, außerhalb der Zulassung für Lungenkrebs einzusetzen.
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Vorgehen bei Progress ohne Resistenzmutation

Leider gibt es auch häufig Fälle, in denen ein Fortschreiten der Krankheit auftritt, ohne dass eine Resistenzmutation gefunden wird. In solchen Fällen ist man verpflichtet, weitere Therapieoptionen wie Chemotherapie oder möglicherweise auch Immuntherapie in Betracht zu ziehen, gegebenenfalls in Kombination mit dem bisherigen Inhibitor.

Eine relativ häufige Vorgehensweise in solchen Fällen ist die Hinzunahme von Chemotherapie zur zielgerichteten Therapie. Erste Studien haben gezeigt, dass die Kombination von EGFR-Inhibitoren mit Chemotherapie im Vergleich zum EGFR-Inhibitor bessere klinische Ergebnisse liefert, auch wenn mit einer erhöhten Toxizität zu rechnen ist.

Es bleibt zu prüfen, ob es bereits beschriebene Sequenzen gibt, die in solchen Fällen eingesetzt werden können. Im Regelfall würde man jedoch auf Standardtherapien zurückgreifen.

Lokale und Systemische Therapien

Wenn bei einem Patienten mit einer Treibermutation wie ROS1 ein Fortschreiten des Tumors in bestimmten Organen, wie dem Gehirn oder den Knochen, festgestellt wird, gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Neben der Chemotherapie können auch lokale Verfahren wie die Bestrahlung eingesetzt werden. Besonders bei sogenannten oligometastatischen Verläufen, bei denen nur wenige Metastasen (bis zu fünf) vorhanden sind, kann eine gezielte Bestrahlung, wie die Cyberknife-Bestrahlung, sehr erfolgreich sein. Diese Methode wird nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Körperregionen angewendet.

Transformation von nicht-kleinzelligem zu kleinzelligem Lungenkrebs

Es besteht die Möglichkeit, dass ein nicht-kleinzelliger Tumor mit einer Treibermutation wie ROS1 sich in einen anderen Tumortyp verwandelt. Zum Beispiel kann ein NSCLC-Tumor zum Kleinzeller oder Plattenepithelkarzinom transformieren, wobei die ursprüngliche Mutation oft noch nachweisbar ist. Diese Transformation ist selten, aber sie kommt vor und ist nicht vollständig erklärbar. In solchen Fällen wirken die ursprünglich eingesetzten Tyrosinkinase-Inhibitoren oft nicht mehr.

Therapieoptionen nach Ausschöpfung zielgerichteter Medikamente

Wenn keine zielgerichteten Medikamente mehr zur Verfügung stehen, kommen die „normalen“ Therapien für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs zum Einsatz. Auch in diesem Bereich hat es bedeutende Fortschritte gegeben, sowohl bei Chemotherapien als auch bei Immuntherapien. Der Wechsel zu diesen Therapien bedeutet nicht, dass die Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, sondern markiert den Beginn eines neuen therapeutischen Abschnitts.

Trends in der Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkrebs

Die Entwicklung neuer Therapien für den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs schreitet rasant voran. Auch Mutationen, die bisher als nicht angreifbar galten (z.B. KRAS oder RET-Fusion), werden kontinuierlich verbessert. Es wird daran gearbeitet, die Wirksamkeit zu erhöhen und die Verträglichkeit zu verbessern. Dies eröffnet neue Optionen für mögliche Sequenzen und Kombinationen von Therapien, sowohl mit Standardtherapien als auch mit anderen zielgerichteten Ansätzen. Die Fortschritte der letzten vier bis fünf Jahre übersteigen die Entwicklungen der vorherigen 15 Jahre um ein Vielfaches. Für Behandler bedeutet dies, dass sie den Patienten auch bei aktuell schwierigen Situationen Hoffnung auf neue, vielversprechende Therapien geben können.