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Was ist ein GIST?

GIST steht für „gastrointestinaler Stromatumor“. Es handelt sich um eine bösartige Erkrankung des Magen-Darm-Traktes und sie gehört zur Gruppe der Sarkome. GIST entsteht vor allem im Magen und im Dünndarm, seltener in anderen Abschnitten des Verdauungssystems.

Prof. Dr. med Bauer, Leiter des Sarkomzentrums an der Uniklinik in Essen, erklärt die Diagnostik, also das Vorgehen bei Verdacht auf GIST.

Foto von Karin Strube

Karin Strube

Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung

Foto von Prof. Dr. Bauer Leiter des Sarkomzentrums an der Uniklinik Essen

Univ.-Prof. Dr. med Sebastian Bauer

Leitung Sarkomzentrum, Facharzt für Onkologie am Uniklinikum Essen

Inhaltsverzeichnis

GIST = gastrointestinaler Stromatumor, gehört zu den Sarkomen, entsteht meist im Magen oder Dünndarm.

Erste Hinweise/Symptome 

  • Keine typischen Beschwerden.
  • Häufig: Müdigkeit und Blutarmut durch unbemerkte Blutungen.
  • Sichtbares Blut oder schwarz gefärbter Stuhl möglich.
  • Oft Zufallsbefund bei Magenspiegelung.
  • Unspezifische Oberbauchbeschwerden kommen vor, sind aber nicht typisch.

Erste Diagnoseschritte 

  • Tumorentdeckung meist durch Magenspiegelung, CT oder MRT.
  • Manchmal zusätzlicher endoskopischer Ultraschall.

Biopsie

  • Sichere Diagnose nur durch Gewebeprobe.
  • Entnahme entweder endoskopisch oder per Nadel durch die Bauchdecke.
  • Nadelbiopsie ist laut Studien sicher, kein erhöhtes Risiko für Streuung.
  • Biopsie kann auch außerhalb von Zentren durchgeführt werden.

Wann ins Zentrum? 

  • Spätestens wenn eine Therapie (Operation oder Medikamente) ansteht.
  • Für Zweitmeinung und genaue Mutationsanalyse unbedingt ins GIST-Sarkomzentrum.

Operation

  • Primäre Operation ohne vorherige Diagnose nur bei akuter Lebensgefahr (z. B. schwere Blutung).
  • Operationen bei GIST sind meist weniger radikal als bei Magenkrebs. 
  • Lymphknotenentfernung meist nicht nötig.

Pathologie

  • Marker (u. a. KIT) und Mitosezahl sind wichtige Bestandteile des Befundes.
  • Unvollständige Befunde kommen vor -> bei Unsicherheit Zweitmeinung einholen.

Mutationsanalyse

  • Sehr wichtig für die Therapieplanung.
  • GIST haben fast immer eine Treibermutation (KIT, PDGFRA, NF1, BRAF usw.).
  • „Wildtyp-GIST“ sollte kritisch hinterfragt werden.
  • Das Exon (Position der Mutation im Gen) bestimmt Therapie und Dosierung.

Metastasen & Staging

  • GIST streuen bevorzugt in Leber und Bauchraum, selten in Knochen.
  • Lungenmetastasen extrem selten -> Lungen-CT meist nicht nötig.
  • Standard-Staging: CT oder MRT des Bauchraums mit Kontrastmittel.
  • PET nur in Spezialfällen, nicht Standard (Risiko von Überdiagnostik).

Häufigkeit bei Diagnose

  • Etwas häufiger lokalisiert.
  • Etwa 1/3 der Patienten haben bei der Diagnose bereits Metastasen.

Erste Hinweise: Symptome und Zufallsbefunde

Es gibt keine typische, nur für GIST charakteristische Symptomatik. Die Beschwerden können auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten, gutartig wie bösartig.

Häufig berichten Betroffene rückblickend:

  • Sie fühlten sich chronisch müde und abgeschlagen.
  • Es lag eine Blutarmut (Anämie) vor, weil über längere Zeit Blut aus dem Magen oder Darm verloren ging.
  • Der Blutverlust wird oft nicht bewusst bemerkt, weil der Stuhl sich nur leicht verfärbt oder weil man nicht genau darauf achtet.
  • Manchmal fällt ein GIST durch sichtbares Blut im Stuhl oder schwarz gefärbten Stuhl auf.
  • In anderen Fällen wird GIST zufällig entdeckt, z. B. bei einer Magenspiegelung, die aus ganz anderen Gründen gemacht wird.
  • Manche Betroffene haben unspezifische Oberbauchbeschwerden – solche Beschwerden sind weit verbreitet und in den meisten Fällen nicht durch einen GIST bedingt.

Alle diese Anzeichen sind also nicht spezifisch. Sie können auf vieles hindeuten, nicht nur auf GIST. Häufig beginnt der Weg zur Diagnose daher mit allgemeinen Untersuchungen, die zunächst nur zeigen: „Da ist ein Tumor“, aber noch nicht, um welche Art von Tumor es sich handelt.

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Erster Schritt: Bildgebung und Endoskopie

Auf einen GIST stößt man in der Regel, weil ein Tumor irgendwo im Bauchraum sichtbar wird – von außen ist das fast nie zu erkennen. Nur extrem große Tumoren können den Bauch sichtbar vorwölben, das ist aber selten.

Typische Untersuchungen am Anfang sind:

Magenspiegelung (Gastroskopie)

  • Hier kann man Wölbungen oder Veränderungen in der Magenwand sehen.
  • Wenn der Tumor von innen erreichbar ist, kann direkt während der Spiegelung eine kleine Gewebeprobe entnommen werden. 

Schnittbildgebung

  • CT (Computertomographie) oder
  • MRT (Kernspintomographie)

werden eingesetzt, wenn z. B. Oberbauchbeschwerden bestehen oder unklare Befunde abgeklärt werden sollen. In diesen Bildern kann man Raumforderungen in Magen, Dünndarm oder im Bauchraum erkennen. 

Endoskopischer Ultraschall (von innen)

  • Über das Endoskop kann zusätzlich ein Ultraschall im Magen durchgeführt werden.
  • So lassen sich Tumoren, die in der Magenwand liegen, besser darstellen und gezielt biopsieren.

Wichtig ist dabei: GIST entsteht nicht aus der Schleimhaut, die den Magen oder Darm von innen auskleidet, sondern in der Wand – bzw. dem „Mantel“ des Verdauungsorgans. Deshalb kann GIST auch nur nach außen wachsen und gar nicht nach innen. Das weiß man nicht, wann die Tumoren mal nach außen, mal nach innen wachsen.

Wenn ein Tumor zum Beispiel im Dünndarm liegt, ist er mit einem normalen Endoskop oft gar nicht erreichbar, weil man dort endoskopisch nur schwer hinkommt. Dann braucht es andere Wege, um eine Gewebeprobe zu gewinnen.

Biopsie: Warum Gewebe so wichtig ist

Die gesicherte Diagnose „GIST“ kann nur durch eine pathologische Untersuchung von Tumorgewebe gestellt werden. Das heißt: Es muss ein Stückchen Tumor gewonnen und im Labor untersucht werden.

Mögliche Verfahren:

Biopsie durch das Endoskop 

  • z. B. bei der Magenspiegelung direkt aus einer sichtbaren Wölbung oder Veränderung. 

Nadelbiopsie durch die Haut

  • Hier wird mit einer feinen Nadel durch die Bauchdecke in den Tumor gestochen.

Offene Biopsie (operative Probenentnahme)

  • Ist eher die Ausnahme, heute wird meist mit Nadeln gearbeitet.

Im Labor wird das Gewebe: 

  • unter dem Mikroskop beurteilt und
  • mit speziellen Färbungen (inkl. Antikörper-Färbungen) untersucht.

Erst diese pathologische Untersuchung macht die Diagnose „GIST“ wirklich sicher.

Ist eine Nadelbiopsie gefährlich?

Viele Betroffene haben Sorge, dass beim Anstechen des Tumors etwas „platzen“ könnte und sich der Tumor im Bauchraum verteilt. Der Vergleich mit einem Wasserballon liegt nahe – ist aber nicht passend. Ein GIST verhält sich eher wie eine Kartoffel: Wenn man mit einer Nadel in eine Kartoffel sticht, entsteht nur ein kleines Loch – nichts platzt.

Die Sicherheit der Nadelbiopsie wurde in einer großen skandinavisch-deutschen Studie untersucht. Dabei wurden Patienten verglichen,

  • bei denen man durch die Bauchwand durch den Tumor gestochen hat,
  • und Patienten, bei denen die Biopsie von innen durch ein Endoskop erfolgt ist.

Das Ergebnis:

  • Kein erhöhtes Risiko für Rückfälle an der Einstichstelle,
  • kein erhöhtes Risiko für Metastasen im Bauchraum durch die Biopsie.

Daraus folgt: Wenn ein GIST nicht endoskopisch biopsiert werden kann, ist eine Nadelbiopsie durch die Haut nach derzeitigem Wissen sicher und vertretbar.

Wo sollte die Biopsie durchgeführt werden?

Für die Biopsie an sich ist nicht zwingend ein Sarkom- oder GIST-Zentrum erforderlich. 

  • Erfahrene gastroenterologische Ärzte, die regelmäßig Magenspiegelungen und Magenbiopsien durchführen, können in der Regel auch sicher eine GIST-Biopsie durchführen.
  • CT-gesteuerte Nadelbiopsien durch die Bauchdecke können ebenfalls in Kliniken durchgeführt werden, die Erfahrung mit solchen Eingriffen haben.

In der Praxis ist es häufig so:

  • Viele GIST-Patienten erhalten ihre erste Biopsie in einem „Nicht-Zentrum“, also in einer normalen Klinik oder Praxis.
  • Das ist grundsätzlich in Ordnung, solange die Probenentnahme fachgerecht gemacht wird.

Wichtig wird das Spezialzentrum, wenn:

  • es um eine leitliniengerechte Diagnostik im Detail geht (z. B. Mutationsanalyse),
  • und vor allem, wenn eine Therapie geplant ist – operativ oder medikamentös.

Dann ist es sehr sinnvoll, sich an ein Sarkom- bzw. GIST-Expertenzentrum zu wenden und sich dort beraten zu lassen. Je öfter ein Team solche Fälle sieht, desto routinierter kann es auch behandeln.

Operation ohne vorherige Diagnose – wann ist das sinnvoll?

Im Grunde gilt für fast alle bösartigen Tumoren:

  • Eine primäre Operation ohne genaue Diagnose ist nicht Standard.

Ausnahmen gibt es nur, wenn akute Lebensgefahr besteht. Beispiele:

  • Eine massive, nicht stillbare Blutung aus einem Tumor im Magen-Darm-Trakt.
  • Wenn jemand droht zu verbluten, muss gehandelt werden, auch ohne vorherige Biopsie.

Solche Situationen sind bei GIST selten. In den allermeisten Fällen gilt: Wenn die Diagnose GIST bereits durch eine Biopsie gestellt wurde,

  • besteht zeitlich Spielraum, sich zu informieren,
  • eine Zweitmeinung an einem Zentrum einzuholen,
  • und in Ruhe eine gute Therapieentscheidung zu treffen.

Chirurgische Besonderheiten bei GIST

Bei lokalisiertem GIST (ohne Metastasen) – das meist im Magen auftritt – sind die Operationen nach Angaben der Chirurgen:

  • oft weniger kompliziert als bei klassischem Magenkrebs.

Wichtige Unterschiede zu Magenkrebs:

  • GIST streut selten in Lymphknoten -> Eine Entfernung vieler Lymphknoten ist meist nicht erforderlich.
  • In den allermeisten Fällen muss nicht der gesamte Magen entfernt werden.

Wichtiger Warnhinweis für Betroffene:

  • Wenn bei einem diagnostizierten GIST ohne besondere Begründung eine komplette Magenentfernung geplant wird, sollte das als Warnsignal verstanden werden.
  • In einem solchen Fall ist eine Zweitmeinung in einem GIST-Zentrum dringend empfehlenswert.

Die Rolle der Pathologie: Marker und Befundbericht

Die Pathologie hat mehrere Aufgaben:

Diagnosesicherung „GIST“

  • anhand von Mikroskopie und speziellen Färbungen.

Erhebung wichtiger Risikoparameter, die später für die Therapieplanung entscheidend sind, z. B.: 

  • Mitosezahl/Teilungsfiguren: Sie beschreibt, wie viele Zellen sich in einem bestimmten Ausschnitt gerade teilen. Viele Teilungsfiguren = schnell wachsender Tumor = höheres Risiko für Streuung.
  • Tumorgröße, Lokalisation, weitere Eigenschaften.

Immunhistochemische Marker

  • sogenannte Marker sind Eiweiße, die mit Hilfe von Antikörpern sichtbar gemacht werden.
  • GIST hat ein recht typisches Markerprofil, das sich relativ eindeutig von anderen Tumoren unterscheidet.

In den Leitlinien sind bestimmte Mindestangaben festgelegt, die in einem pathologischen Bericht zu GIST enthalten sein sollen. Betroffene können ihren Bericht anfordern und prüfen, ob diese Punkte aufgeführt sind. Dies ist mit etwas Anleitung auch für Laien verständlich.

Bei einem merklichen Teil der Patienten die Berichte nicht vollständig im gewünschten Sinne, insbesondere was die detaillierte Risikoeinschätzung betrifft. Auch deshalb kann eine Zweitbegutachtung in einem spezialisierten Zentrum sinnvoll sein.

Ausfürliche Informationen zum Thema Pathologie finden Sie hier.

Warum man von „Risiko“ spricht – und nicht einfach von „Aggressivität“

Im Alltag wird bei Tumoren gern von „aggressiven“ oder „weniger aggressiven“ Tumoren gesprochen. Für die Beratung von Patienten ist es jedoch hilfreicher, von Risiko zu reden: 

  • Rückfallrisiko (lokales Wiederauftreten) 
  • Metastasierungsrisiko (Streuung in andere Organe)

Diese Risikoeinschätzung hilft dabei zu entscheiden:

  • Reicht eine Operation allein aus?
  • Oder ist eine zusätzliche medikamentöse Behandlung sinnvoll?

Dabei gilt immer das Grundprinzip ärztlichen Handelns:
„Nicht schaden“ – also Übertherapie vermeiden.
Es soll niemand eine belastende Therapie erhalten, wenn er oder sie voraussichtlich nicht davon profitiert.

Woher GIST kommt: Cajal-Zellen und KIT

GIST geht aus bestimmten Zellen der Darmwand hervor, den sogenannten Cajal-Zellen. Das sind die Schrittmacherzellen des Darms.

Ihre Aufgabe ist es, die Bewegung des Darms zu steuern, damit Nahrung und Flüssigkeit durch den Magen-Darm-Trakt transportiert werden. Diese Bewegungen werden nicht bewusst vom Gehirn gesteuert, sondern laufen über das autonome Nervensystem ab.

KIT sitzt:

  • als Eiweiß in der Zellmembran dieser Zellen.

GIST-Tumorzellen stammen aus den Vorläufern dieser Cajal-Zellen. Deshalb weisen fast alle GIST-Tumoren:

  • eine sehr hohe Expression von KIT auf.
  • KIT ist daher ein wichtiger diagnostischer Marker.

Mutationsanalyse: Treibermutationen bei GIST

Neben der immunhistochemischen Diagnostik ist bei GIST die Mutationsanalyse von zentraler Bedeutung.

Was ist eine Mutation?

  • Eine Mutation ist ein Fehler in der Erbsubstanz (DNA), also in einem Gen. 
  • Bei GIST findet sich dieser Fehler üblicherweise:
    – im KIT-Gen oder
    – in anderen Genen, z. B. PDGF-Rezeptor, NF1, BRAF oder in Genfusionen.

Wichtiger Punkt:

  • Diese Mutationen werden in der Regel nicht vererbt und finden sich nicht in allen Körperzellen. Es handelt sich um Veränderungen, die nur im Tumor vorhanden sind.

Treibermutation

Eine Treibermutation ist eine Mutation, die den Tumor „antreibt“, also sein Wachstum und Verhalten bestimmt.

Bei GIST gilt:

  • Es gibt verschiedene Treibermutationen, die trotz ähnlichem Aussehen des Tumors unterschiedliche Eigenschaften haben.
  • Für die Behandlung ist entscheidend, welche Treibermutation vorliegt.

Der heutige Wissensstand ist: Es sollte eigentlich keinen GIST ohne Treibermutation geben.

Wenn im Befund steht: 

  • „Wildtyp-GIST“ (also scheinbar ohne Mutation),

dann ist das eher ein Hinweis darauf, dass:

  • die Analyse nicht ausreichend war,
  • die falschen Gene untersucht wurden,
  • oder die technische Qualität der Untersuchung nicht ausgereicht hat.

Aus Sicht von Experten gilt daher:

  • Der Begriff „Wildtyp-GIST“ sollte kritisch hinterfragt werden.
  • Wer diese Bezeichnung im Bericht findet, sollte sich an ein spezialisiertes Zentrum wenden und prüfen lassen, ob eine erweiterte molekulare Diagnostik möglich ist.

Namen wie KIT und PDGFRA – was steckt dahinter?

Bezeichnungen wie KIT, PDGFRA oder andere klingen verwirrend. Für Betroffene ist wichtig:

  • Es handelt sich um Namen von Eiweißen und den zugehörigen Genen.
  • Diese Namen haben unterschiedliche Hintergründe:
    – KIT wurde bei Tumoren von kleinen Kätzchen („kitten“) entdeckt – daher der Name.
    – PDGF-Rezeptor steht für „blutplättchenabgeleiteter Wachstumsfaktor-Rezeptor“, benannt nach den Zellen, in denen man ihn zuerst beschrieben hat.

Entscheidend für Patienten ist weniger die genaue Bedeutung des Namens, sondern:

  • Zu welcher Mutations-Kategorie ihr Tumor gehört.
  • Ob im Bericht z. B. steht: „KIT-Mutation in Exon …“ oder „PDGFRA-Mutation in Exon …“.

Exons: Feine Unterteilung des Gens – wichtige Konsequenz für die Therapie

Um zu verstehen, warum die Exon-Nummer so wichtig ist, hilft ein kurzer Blick auf den Aufbau der Zelle:

  • Im Zellkern liegt die DNA – eine lange, dicht gepackte „Schnur“ mit der gesamten Erbinformation.
  • Die DNA enthält viele Gene, und jedes Gen besteht aus mehreren Abschnitten.
  • Die kodierenden Abschnitte, aus denen später ein Eiweiß (Protein) zusammengesetzt wird, heißen Exons.
  • Diese Exons werden einfach durchnummeriert (Exon 1, Exon 2, Exon 3, …).

Die genaue Exon-Position der Mutation hat konkrete Folgen für die Therapie. Beispiele:

  • KIT-Mutation in Exon 11
    – das ist die häufigste Konstellation bei GIST.
    – Wenn eine medikamentöse Therapie nötig ist, wird in der Regel eine Standarddosis des Medikaments Imatinib (Tablettentherapie) eingesetzt.
  • KIT-Mutation in Exon 9
    – hier hat sich gezeigt, dass eine höhere Dosis (z. B. zwei Tabletten täglich) notwendig ist, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen.
  • Mutationen in anderen Exons, z. B. Exon 17
    – hier kann es sein, dass Imatinib nicht wirksam ist.

Daraus folgt: Betroffene sollten ihr Exon kennen. Es ist völlig legitim, die behandelnden Ärzte zu fragen:

  • „Welches Exon habe ich?“ Diese Information sollte in einem guten Arzt- oder Pathologiebefund enthalten sein. Sie ist eine wichtige Grundlage, um beurteilen zu können, ob die Therapie passend gewählt ist.

Wann ist eine Mutationsanalyse unverzichtbar?

Aus Expertensicht gilt:

  • Bei jedem Patienten, bei dem ein GIST medikamentös behandelt werden soll, muss eine Mutationsanalyse durchgeführt werden.

Eine Ausnahme:

  • Manchmal finden Pathologen bei einer Operation, die eigentlich aus einem anderen Grund durchgeführt wird, zufällig einen winzigen „Mini-GIST“.
  • In solchen Fällen ist eine Mutationsanalyse meist nicht konsequenzlos.

In allen anderen Situationen ist sie ein zentraler Baustein einer modernen, zielgerichteten Behandlung.

Metastasen: Wohin GIST typischerweise streut

Die Frage nach Metastasen ist für Betroffene besonders belastend. Das Prinzip der Streuung ist komplex:

Damit eine Metastase entsteht, müssen Tumorzellen:

1. sich aus dem Verbund des Ursprungstumors lösen,

2. in ein Blutgefäß oder einen anderen Transportweg eindringen,

3. in der Blutbahn überleben,

4. an einer anderen Stelle im Körper wieder aus dem Gefäß austreten,

5. sich dort im Gewebe ansiedeln und vermehren.

Bei GIST ist bekannt:

  • Streut nicht typischerweise in die Lunge -> Deshalb wird nicht routinemäßig ein Lungen-CT durchgeführt.
  • Das Blut aus dem Bauchraum fließt zwar durch die Lunge, aber GIST-Zellen „bleiben dort nicht hängen“ und fühlen sich dort offenbar nicht wohl.
  • Typische Metastasierungsorte sind:
    – der Bauchraum (Peritoneum)
    – die Leber
    – selten auch der Knochen.

Staging: Wie wird das Ausmaß der Erkrankung bestimmt?

Unter Staging versteht man die Untersuchungen, mit denen geprüft wird:

  • Ist der Tumor auf seinen Entstehungsort beschränkt (lokalisiert)?
  • Oder gibt es bereits Metastasen?

Bei GIST ist das Standard-Staging:

  • CT des Bauchraums mit Kontrastmittel. Nur mit Kontrastmittel lassen sich Lebermetastasen zuverlässig erkennen.
  • Alternativ kann auch ein MRT mit Kontrastmittel eingesetzt werden; die Aussagekraft ist ähnlich.

In bestimmten Situationen, z. B. bei:

  • GIST mit hohem Risiko,
  • bereits metastasierten Tumoren,

kann ergänzend auch ein Thorax-CT erwogen werden. Oft ist ohnehin ein Stück Lunge im Oberbauch-CT mit abgebildet. Lebensentscheidend ist aber fast immer, was im Bauchraum passiert.

Rolle der PET-Untersuchung bei GIST

Die PET (Positronen-Emissions-Tomographie) ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, bei dem ein schwach radioaktiver Stoff in den Körper gegeben wird, der sich im Tumor anreichern kann.

Bei GIST gilt:

  • PET ist kein Standardverfahren für das Erst-Staging.
  • Es wird nicht routinemäßig bei der Erstdiagnose durchgeführt, insbesondere nicht bei lokalisierten GIST.

Ein Grund dafür ist die Gefahr der Überdiagnostik: „Wer viel misst, misst viel Mist.“

  • Je mehr man sucht, desto mehr Zufallsbefunde findet man,
  • die nichts mit dem GIST zu tun haben, aber weitere belastende Diagnostik nach sich ziehen können.

PET kann in Einzelfällen sinnvoll sein, z. B.:

  • zur genaueren Operationsplanung bei speziellen Metastasierungsmustern,
  • oder im Rahmen von wissenschaftlichen Fragestellungen.

Die Entscheidung dafür sollte in jedem Fall durch ein erfahrenes Zentrum getroffen werden. Für die meisten Betroffenen gilt:

  • Man braucht kein PET zur Routineabklärung.

Wie häufig ist GIST bei Diagnose lokalisiert oder metastasiert?

  • Etwas häufiger, dass die Erkrankung bei der Diagnose noch lokalisiert ist.
  • Etwa ein Drittel der Patienten hat bei Diagnosestellung bereits Metastasen.

Tückisch ist, dass:

  • Metastasen anfangs oft keine Beschwerden machen.
  • Häufig verursacht der Primärtumor die Symptome – etwa durch Blutung.
  • Manche GIST können sehr groß werden und große Teile des Bauchraums ausfüllen, ohne dass es länger auffällt, wenn nicht geblutet wird.

In gewisser Weise kann es sogar ein „Segen“ sein, wenn ein Tumor blutet, weil er dann überhaupt bemerkt wird und eine Abklärung erfolgt.

Ausblick: Bedeutung der modernen Diagnostik für die Therapie

Durch die Kombination aus:

  • gründlicher Bildgebung,
  • kompetenter Pathologie,
  • klarer Risikoeinschätzung (Mitosezahl, Größe, Lokalisation),
  • und vor allem der gezielten Mutationsanalyse (inklusive Exon-Bestimmung)

ist GIST heute eine Erkrankung, die man biologisch sehr gut verstanden hat. Für viele Betroffene ergeben sich dadurch:

  • sehr zielgerichtete, wirksame Therapieoptionen, vor allem im medikamentösen Bereich,
  • die genau auf die individuelle Mutationssituation zugeschnitten werden können.

Aus Sicht von Fachleuten ist die aktuelle Situation für Patienten mit GIST daher eine Zeit großer Hoffnung, gerade weil in den letzten Jahren auch zur Frage der Resistenzentwicklung viel gelernt wurde und die Behandlungsmöglichkeiten weiterentwickelt werden.