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Sarkome – Seltene, aber ernstzunehmende Tumoren

Sarkome sind eine Gruppe seltener bösartiger Tumoren, die viele Betroffene zum ersten Mal hören, wenn sie selbst eine entsprechende Diagnose erhalten. Aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankungen besteht oft Unsicherheit darüber, was Sarkome genau sind, wie sie erkannt werden und welche Behandlungsmöglichkeiten existieren.

Um Patienten und Angehörigen ein besseres Verständnis zu ermöglichen, ist es wichtig, die Grundlagen dieser Krebsform verständlich zu erklären. Dazu haben wir mit Professor Hohenberger vom Sarkomzentrum Mannheim, einem führenden Experten auf dem Gebiet der Sarkomtherapie, gesprochen.

Foto von Karin Strube Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung

Karin Strube

Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung

Foto von Prof. Dr. Hohenberger Sektion Spezielle chirurgische Onkologie und Thoraxchirurgie

Prof. Dr. Peter Hohenberger

Sektion Spezielle chirurgische Onkologie und Thoraxchirurgie im Sarkomzentrum Mannheim

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen Sarkome

  • Seltene Krebsart, die aus Bindegewebe (z. B. Muskeln, Knochen, Fett) entsteht
  • Über 100 Subtypen, die sich in Verhalten und Therapie unterscheiden
  • Können überall im Körper auftreten
  • Oft schwierige Diagnose, da sie anfangs für harmlose Schwellungen gehalten werden

Unterschiede zwischen Sarkomen und Karzinomen

  • Sarkome entstehen aus Bindegewebe, Karzinome aus Drüsenzellen
  • Karzinome sind häufiger und besser erforscht
  • Sarkome benötigen oft spezialisierte Diagnose- und Behandlungsmethoden

Risikofaktoren und Ursachen

  • Keine klaren Ursachen wie z. B. Rauchen bei Lungenkrebs
  • In seltenen Fällen genetische Prädisposition (z. B. Li-Fraumeni-Syndrom)
  • Kein Früherkennungsprogramm oder Screening vorhanden

Diagnose und Fehler vermeiden

  • Wichtigste Regel: Keine voreilige Operation ohne exakte Diagnose!
  • Bildgebung (MRT, CT) zur genauen Bestimmung der Tumorgröße
  • Gewebeprobe (Biopsie) ist unerlässlich für eine sichere Diagnose
  • Pathologische Untersuchung von Spezialisten für Sarkome erforderlich

Behandlung von Sarkomen

  • Operation ist häufig die wichtigste Behandlung
  • Strahlentherapie bei aggressiven Sarkomen als Ergänzung zur OP
  • Chemotherapie nur in bestimmten Fällen sinnvoll (z. B. Synovialsarkome)
  • Immuntherapie befindet sich noch in der Erprobung, bisher kein Standard
  • Die beste Behandlung erfolgt in einem Sarkomzentrum

Sarkomzentren: Warum sind sie wichtig?

  • 21 zertifizierte Zentren in Deutschland
  • Interdisziplinäre Tumorboards mit Radiologen, Pathologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten und Onkologen
  • Patienten können sich über die Deutsche Krebsgesellschaft oder Deutsche Sarkom-Stiftung informieren
  • Zweitmeinungen sind möglich und empfohlen

Unterstützung und Austausch für Patienten

  • Selbsthilfegruppen und Patientenforen bieten wertvollen Austausch
  • Deutsche Sarkom-Stiftung bietet Infos und Vernetzung
  • Sarcoma Patients EuroNet (SPAGN) als europaweites Netzwerk

Was sind Sarkome?

Sarkome sind eine spezielle Form von Krebs. Im Gegensatz zu häufigeren Krebsarten wie Brustkrebs, Lungenkrebs oder Darmkrebs treten sie vergleichsweise selten auf. Ein wesentliches Merkmal von Sarkomen ist, dass sie aus Bindegewebezellen entstehen – also aus Strukturen wie Muskeln, Fettgewebe, Knochen oder Blutgefäßen.

Da Bindegewebe überall im Körper vorhanden ist, können Sarkome prinzipiell in jeder Körperregion auftreten. Häufig werden sie zunächst nicht als bösartige Tumoren erkannt, da sie langsam wachsen und als harmlose Schwellungen fehlinterpretiert werden. Besonders an den Extremitäten kommt es oft vor, dass ein Sarkom zunächst für einen Bluterguss oder eine harmlose Verletzung gehalten wird. Erst wenn die Schwellung weiterwächst, erfolgt häufig eine genauere Untersuchung.

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Unterschied zwischen Sarkomen und Karzinomen

Obwohl Sarkome eine Form von Krebs sind, unterscheiden sie sich grundlegend von Karzinomen. Der wichtigste Unterschied liegt in der Zellart, aus der sie entstehen:

  • Karzinome gehen von Drüsenzellen oder Epithelzellen aus, beispielsweise in der Brust, der Lunge oder dem Darm.
  • Sarkome entstehen aus Bindegewebe und können daher überall im Körper vorkommen. Die Diagnosestellung ist oft nicht einfach, da Sarkome je nach Ursprung und Lokalisation unterschiedlich aussehen können.

Verschiedene Arten von Sarkomen

Sarkome werden je nach betroffenem Gewebe weiter unterteilt. Die wichtigsten Formen sind:

Knochensarkome

Diese Art von Sarkomen entsteht im Skelettsystem. Dazu gehören:

  • Osteosarkome (ausgehend vom Knochengewebe)
  • Chondrosarkome (ausgehend vom Knorpel)
  • Ewing-Sarkome (spezielle Entität für Kinder und Jugendliche), die sowohl im Knochen als auch außerhalb davon auftreten können (extraossär)
Abbildung des menschlichen Körpers mit dem Skelett

Muskelsarkome

Sarkome, die in der Muskulatur entstehen, werden nach der Art der betroffenen Muskulatur benannt:

  • Rhabdomyosarkome (quergestreifte Muskulatur)
  • Leiomyosarkome (glatte Muskulatur)

Da glatte Muskulatur in verschiedenen Organen vorkommt, können Leiomyosarkome unter anderem in der Gebärmutter, den Blutgefäßen oder im Verdauungstrakt auftreten.

Abbildung des menschlichen Körpers mit den Muskeln

Fettgewebs- und Gefäßsarkome

  • Liposarkome entstehen aus Fettgewebe.
  • Angiosarkome entwickeln sich aus den Zellen der Blutgefäße. Sie können unter anderem durch hohe UV-Strahlung oder Strahlentherapien verursacht werden.
Abbildung des menschlichen Körpers mit den Blutbahnen

Gastrointestinale Sarkome

Im Magen-Darm-Trakt treten Sarkome seltener auf als Karzinome. Die häufigste Form sind gastrointestinale Stromatumoren (GIST), die vor allem im Magen oder Dünndarm auftreten. Seltener kommen Leiomyosarkome in diesem Bereich vor.

Sarkome des Nervensystems

Maligne periphere Nervenscheidentumoren (MPNST) entstehen aus den Hüllgeweben der Nerven.

Sarkome der Lymphbahnen

Lymphangiosarkome entwickeln sich in den Lymphbahnen, oft als Folge einer chronischen Stauung, zum Beispiel nach einer Strahlentherapie.

Abbildung des menschlichen Körpers mit dem Lymphsystem

Sarkome der Geschlechtsorgane

  • Leiomyosarkome der Gebärmutter sind eine seltene, aber aggressive Form von Krebs.
  • Auch an den männlichen Geschlechtsorganen, in der Blase oder Prostata, können Sarkome auftreten, werden aber häufig zunächst mit Karzinomen verwechselt.
Abbildung des menschlichen Körpers mit swn weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen

Warum ist die Diagnose so schwierig?

Ein großes Problem bei Sarkomen ist ihre Seltenheit. Da viele Ärzte in ihrer Laufbahn nur wenige Fälle sehen, werden sie oft erst spät erkannt. Ein Beispiel ist die Gebärmutter: Dort treten Sarkome viel seltener auf als das häufigere Endometriumkarzinom. Deshalb wird zunächst oft ein gutartiger Tumor oder ein Karzinom vermutet. Auch an anderen Körperstellen denkt man in erster Linie an die häufigeren Krebsarten, bevor ein Sarkom in Betracht gezogen wird. Um eine genaue Diagnose zu stellen, sind spezialisierte Untersuchungen notwendig. Dazu gehören:

  • Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT
  • Gewebeproben (Biopsie)
  • Molekulargenetische Untersuchungen zur genauen Typisierung des Tumors

Die großen Gruppen der Sarkome: Weichgewebs- und Knochentumoren

Sarkome lassen sich grob in zwei große Gruppen einteilen: Knochensarkome und Weichteilsarkome. Die Einteilung ist nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht wichtig, sondern auch für die Therapieplanung, da beide Gruppen unterschiedliche Erkrankungsgipfel und Behandlungsmöglichkeiten aufweisen.

Knochensarkome: Selten und meist im Jugendalter

Knochensarkome sind insgesamt seltener als Weichteilsarkome und treten häufig im Kindes- und Jugendalter auf. Besonders das Osteosarkom ist eine typische Erkrankung junger Menschen. Zwar können Knochensarkome auch bei Erwachsenen auftreten, aber die Mehrheit der Fälle betrifft Kinder und Jugendliche. Dank ausgefeilter Therapieregime lassen sich viele dieser Tumoren heutzutage gut behandeln.

Chondrosarkome, die vom Knorpel ausgehen, treten eher bei älteren Menschen auf. Derzeit gibt es erst erste erfolgversprechende Ansätze für eine medikamentöse Therapie, falls eine Operation nicht mehr möglich ist.

Weichteilsarkome: Die größere Gruppe mit vielfältigen Untertypen

Die zweite große Gruppe sind Weichteilsarkome, die häufiger vorkommen als Knochensarkome. Sie können in jedem Alter auftreten, jedoch gibt es auch hier Erkrankungsgipfel:

  • Im Kindesalter treten besonders Rhabdomyosarkome und seltene Tumoren wie das Desmoplastische Small-Round-Cell-Tumor (DSRCT) auf. Der DSRCT ist eine äußerst seltene Tumorart, die meist im Bauchraum auftritt und überwiegend männliche Jugendliche betrifft (Verhältnis 4:1). Die Erkrankung tritt typischerweise zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr auf und gehört zur sogenannten Ewing-Gruppe. Obwohl sie mit einer Ewing-ähnlichen Chemotherapie behandelt werden kann, sind die Behandlungsergebnisse nicht so günstig wie bei Ewing-Sarkomen.
  • Mit zunehmendem Alter steigen die Häufigkeit und die Vielfalt der Sarkome. Besonders die Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) sind eine häufige Untergruppe der Sarkome mit einem Altersgipfel um 60 Jahre.

Selten, aber dennoch relevant: Die Inzidenz von Sarkomen

Sarkome gelten als seltene Tumoren, ihre tatsächliche Häufigkeit ist jedoch nicht zu unterschätzen. Laut aktuellen Studien liegt die Inzidenz von Sarkomen bei etwa 6 pro 100.000 Einwohnern (rare cancer). 

Obwohl diese Zahl gering erscheint, machen seltene Krebserkrankungen insgesamt fast ein Viertel aller Krebserkrankungen aus. Die Europäische Union hat daher ein Netzwerk für seltene Krebsarten etabliert, um die Versorgung und Forschung auf diesem Gebiet zu verbessern.

Abbildung welche Sarkome in welchem Alter (männlich/weiblich) vorkommen

Versorgung und Behandlung: Noch Luft nach oben

Für Kinder und Jugendliche mit Knochensarkomen gibt es mittlerweile ein gut funktionierendes Netzwerk von Kliniken, die sich auf diese seltenen Erkrankungen spezialisiert haben. Erwachsene Sarkompatienten standen jedoch lange Zeit ohne ein strukturiertes Versorgungsnetz da.

Ein wichtiger Meilenstein war die Etablierung von zertifizierten Sarkomzentren in Deutschland, die erst 2019 eingeführt wurden. Mittlerweile gibt es 21 solcher Zentren, doch die Versorgung der Patienten ist weiterhin nicht flächendeckend sichergestellt.

Sarkome: Eine Gruppe mit über 100 Subtypen

Ein besonderes Problem bei Sarkomen ist ihre enorme Vielfalt. Es gibt über 100 verschiedene Subtypen, die sich nicht nur in ihrer Herkunft, sondern auch in ihrem Ansprechen auf Therapien unterscheiden. Die Vielfalt der Sarkome zeigt, wie wichtig spezialisierte Zentren und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sind, um die bestmögliche Behandlung für betroffene Patienten zu gewährleisten.

Gibt es bekannte Risikofaktoren für Sarkome?

Im Gegensatz zu vielen anderen Krebserkrankungen, wie z. B. Lungenkrebs, der stark mit Rauchen assoziiert ist, gibt es für Sarkome keine eindeutig identifizierten Ursachen. Das bedeutet, dass Betroffene in der Regel nichts „falsch gemacht“ haben, was zu ihrer Erkrankung geführt haben könnte.

Allerdings gibt es seltene genetische Faktoren, die das Risiko erhöhen können. Ein Beispiel dafür ist das Li-Fraumeni-Syndrom. Bei dieser genetischen Veränderung ist das körpereigene Reparatursystem, das normalerweise entartete Zellen erkennt und beseitigt, eingeschränkt. Menschen mit diesem Syndrom haben daher ein erhöhtes Risiko, verschiedene Krebsarten – darunter auch Sarkome – zu entwickeln.

Gibt es ein Früherkennungsprogramm für Sarkome?

Nein, ein systematisches Screening für Sarkome existiert nicht. Da es keine klar definierte Risikogruppe gibt, wäre es nicht sinnvoll, eine allgemeine Früherkennung durchzuführen. Sarkome werden meist erst entdeckt, wenn sie Symptome verursachen oder zufällig in bildgebenden Untersuchungen auffallen.

Therapieoptionen bei Sarkomen

Die Behandlung von Sarkomen hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Lokalisation des Tumors
  • Tumorgröße
  • Histologischer Subtyp (feingewebliche Klassifikation)
  • Aggressivität des Tumors (Grading)

Generell gibt es über 100 verschiedene Sarkom-Subtypen, die sich unterschiedlich verhalten und dementsprechend unterschiedlich behandelt werden müssen.

Die Operation: Standardbehandlung für viele Sarkome

In den meisten Fällen steht die operative Entfernung des Tumors im Vordergrund. Ziel der Operation ist es, das Sarkom vollständig zu entfernen, um die bestmöglichen Heilungschancen zu erzielen. Allerdings ist dies nicht immer möglich – beispielsweise, wenn der Tumor in einer ungünstigen Lage sitzt oder bereits Metastasen vorhanden sind.

Ein wichtiger Aspekt ist das sogenannte Grading, also die Einteilung der Aggressivität des Tumors:

  • Low-Grade-Sarkome (niedriges Grading) wachsen langsamer und haben eine geringere Wahrscheinlichkeit zu streuen. Sie können oft allein durch eine Operation behandelt werden.
  • High-Grade-Sarkome (hohes Grading) haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, Metastasen zu bilden. In diesen Fällen reicht eine Operation allein oft nicht aus.

Strahlentherapie als zusätzliche Behandlung

Bei aggressiven Sarkomen kommt oft eine Strahlentherapie zum Einsatz, um verbliebene Tumorzellen zu zerstören und das Risiko eines Rückfalls (Rezidivs) zu senken. Dies kann vor oder nach der Operation erfolgen.

Welche Rolle spielt die Chemotherapie bei Sarkomen?

Im Gegensatz zu anderen Krebsarten, bei denen die adjuvante Chemotherapie (also eine Chemotherapie nach der Operation) als Standard gilt, ist die Datenlage bei Sarkomen nicht so eindeutig. Studien konnten bislang keinen klaren Nutzen einer routinemäßigen adjuvanten Chemotherapie nachweisen.

Allerdings gibt es Ausnahmen:

  • Junge Patienten mit Synovialsarkomen, da diese Tumoren ein hohes Metastasierungsrisiko haben.
  • In bestimmten Fällen, wenn das Risiko besteht, dass bereits Tumorzellen im Blutkreislauf sind.

Hier kann eine ergänzende Chemotherapie sinnvoll sein, um das Risiko einer späteren Metastasierung zu senken. Die Entscheidung wird individuell getroffen und ausführlich mit den Patienten besprochen.

Immuntherapie: Hoffnungsträger oder noch in der Entwicklung?

  • Es gibt Studien und erste Zulassungen, aber die Wirksamkeit ist noch nicht vollständig geklärt.
  • Sarkome haben eine andere Immunbiologie als viele andere Krebsarten, was die Reaktion auf Immuntherapien erschwert.
  • Ein fester Stellenwert in der Standardtherapie besteht aktuell nicht, allerdings gibt es erfolgversprechende Studien, die darauf hindeuten, dass Immuntherapien in Zukunft eine größere Rolle spielen könnten.

Aktuell bleibt die Immuntherapie für Sarkome noch ein experimenteller Ansatz, der vor allem in klinischen Studien untersucht wird.

Warum ist eine sorgfältige Diagnose so wichtig?

Der wichtigste Schritt in der Diagnostik eines Sarkoms ist zunächst die richtige Verdachtsdiagnose. Viele Sarkome wachsen langsam und werden erst spät als ernstzunehmende Erkrankung erkannt. Eine Schwellung oder Knotenbildung sollte daher immer gründlich untersucht werden, bevor eine Behandlung begonnen wird.

Besonders problematisch ist, dass Sarkome manchmal vorschnell operiert werden – ohne vorherige Bildgebung oder eine Gewebeprobe. Das kann gravierende Folgen haben. Es kommt immer wieder vor, dass große Tumoren als vermeintliche Blutergüsse entfernt werden, nur um dann festzustellen, dass es sich um ein Sarkom handelt. Doch durch eine unüberlegte Operation kann die optimale Behandlung gefährdet werden.

Ein Beispiel: Eine Frau mit Brustkrebs würde niemals operiert werden, ohne vorher eine exakte Diagnose durch eine Biopsie und Bildgebung zu stellen. Warum sollte es bei einem Sarkom anders sein? Ein 8-mm-Brustkrebs wird hochpräzise untersucht, doch ein 8-cm-Sarkom wird manchmal ohne vorherige Diagnostik entfernt – das ist ein großer Fehler.

Die wichtigsten diagnostischen Schritte 

  • Bildgebung vor der OP:
    MRT (Kernspintomografie) ist die Standardmethode zur Beurteilung von Weichteiltumoren.
    – Falls nötig, kann zusätzlich ein CT (Computertomografie) durchgeführt werden, besonders bei Verdacht auf Knochensarkome.
  • Gewebeprobe (Biopsie):
    – Eine Biopsie ist unerlässlich, um die genaue Tumorart festzustellen.
    – Der weit verbreitete Irrglaube, dass eine Biopsie die Tumorzellen im Körper „verschleppen“ könnte, ist nicht korrekt, wenn sie fachgerecht durchgeführt wird.
  • Untersuchung durch spezialisierte Pathologen:
    – Es gibt über 100 verschiedene Subtypen von Sarkomen, daher muss die Gewebeprobe von einem Spezialisten für Sarkom-Pathologie analysiert werden.

Was können Patienten tun, um eine korrekte Diagnose zu sichern?

Viele Patienten wissen nicht, dass sie das Recht haben, eine zweite Meinung einzuholen. Besonders wenn eine Schwellung einfach schnell operiert werden soll, ohne vorherige Bildgebung oder Gewebeprobe, sollte man hellhörig werden.

Tipps für Patienten:

Nicht überstürzt operieren lassen:

  • Ein Sarkom wächst über Wochen oder Monate. Eine Woche mehr für eine gründliche Diagnose verändert die Prognose nicht – kann aber die Therapieentscheidungen erheblich verbessern.

Eine zweite Meinung einholen:

  • Falls Unsicherheit besteht, kann eine Überweisung in ein spezialisiertes Sarkomzentrum helfen.

Auf eine vollständige Diagnostik bestehen:

  • Vor der Operation sollten immer MRT/CT und eine Biopsie durchgeführt werden.

Warum ist ein Sarkomzentrum so wichtig?

Sarkome sind sehr selten – und gerade deshalb sollten sie an einem Spezialzentrum diagnostiziert und behandelt werden. In Deutschland gibt es derzeit 21 zertifizierte Sarkomzentren, die durch die Deutsche Krebsgesellschaft anerkannt sind. Diese Zentren müssen nachweisen, dass sie:

  • Die richtige Diagnostik durchführen
  • Patienten in angemessener Zeit behandeln
  • Die Fälle in interdisziplinären Tumorboards besprechen

Eine Liste der zertifizierten Zentren findet sich auf den Websites der Deutschen Krebsgesellschaft oder der Deutschen Sarkom-Stiftung. Patienten können sich dort informieren oder ihren behandelnden Arzt bitten, eine Überweisung in ein Sarkomzentrum zu veranlassen.

Karte wo es in Deuschland überall Sarkomzentren gibt
Abbildung der DKG (Deutsche Krebsgesellschaft) der SarkomZentren

Das Tumorboard: Warum eine interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend ist

Ein großer Vorteil der Sarkomzentren ist die enge Zusammenarbeit von Experten aus verschiedenen Fachrichtungen. Sarkome sind zu komplex, um von einem einzelnen Arzt allein behandelt zu werden. Deshalb gibt es in diesen Zentren sogenannte Tumorboards, in denen mehrere Spezialisten gemeinsam die beste Therapieoption für den Patienten besprechen.

Welche Fachrichtungen sind im Tumorboard vertreten?

  • Radiologen: Analysieren MRT- und CT-Bilder, um den Tumor genau zu lokalisieren.
  • Pathologen: Bestimmen den exakten Sarkom-Subtyp anhand der Gewebeprobe.
  • Chirurgen: Planen die operative Entfernung des Tumors.
  • Strahlentherapeuten: Entscheiden über die Notwendigkeit einer Bestrahlung.
  • Onkologen: Beraten über die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie.

Viele Krankenhäuser haben ein Tumorboard – aber nicht jedes Tumorboard hat Erfahrung mit Sarkomen. In allgemeinen Tumorboards liegt der Fokus oft auf häufigen Krebsarten wie Darmkrebs oder Brustkrebs. Deshalb ist es so wichtig, dass Sarkompatienten in ein spezialisiertes Zentrum gehen, wo die Expertise für ihre seltene Erkrankung vorhanden ist.

Austausch und Unterstützung für Sarkompatienten

Sarkome sind nicht nur selten, sondern auch äußerst vielfältig. Betroffene stehen oft vor der Herausforderung, sich in einem komplexen medizinischen System zurechtzufinden. Doch neben der medizinischen Behandlung ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen ein wichtiger Aspekt. Viele Patienten möchten mit Menschen sprechen, die ihre Situation verstehen, Erfahrungen teilen und praktische Tipps geben können.

Ein Arzt kann eine Diagnose erklären und eine Therapie empfehlen – aber den Alltag mit der Krankheit kann oft am besten jemand vermitteln, der selbst betroffen ist. Erfahrene Patienten wissen, was es bedeutet, mit den Nebenwirkungen einer Therapie umzugehen, welche Fragen man stellen sollte und wie man sich im Gesundheitswesen orientiert.

Besonders bei seltenen Sarkomen, die viele Ärzte nur wenige Male in ihrer Laufbahn sehen, kann der Austausch mit anderen Betroffenen eine wertvolle Unterstützung sein. Denn oft sind es kleine Alltagsfragen, die für Patienten besonders wichtig sind, die aber in einem Arztgespräch nicht immer besprochen werden.

Wo finden Sarkompatienten Unterstützung und Austausch?

Es gibt mehrere Organisationen und Plattformen, die sich speziell auf den Austausch zwischen Sarkompatienten konzentrieren:

  • Die Deutsche Sarkom-Stiftung
    Die Deutsche Sarkom-Stiftung ist eine gemeinsame Organisation von Patienten und Experten. Sie setzt sich dafür ein, die Situation für Sarkom-Patienten in Deutschland zu verbessern und engagiert sie sich in Bereichen wie Patienteninformation und Interessensvertretung, Forschung, Fortbildung, Versorgungsstrukturen, Diagnose- und Behandlungsqualität. Die Stiftung bietet Patienten und Angehörigen verschiedene Möglichkeiten, sich über die Erkrankung, Diagnostik, Therapie etc. zu informieren und sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen.
    Website: www.sarkome.de 

  • Selbsthilfegruppen vor Ort und online
    Es gibt regionale Selbsthilfegruppen, in denen sich Patienten austauschen, informieren und unterstützen können. Diese sind auf der Website der Deutschen Sarkom-Stiftung www.sarkome.de gelistet.
    Es werden auch Vernetzungsmöglichkeiten online via Zoom angeboten, Sarkom-oder GIST-Cafés für Betroffene und Angehörige – online, kostenlos und ohne Anmeldung.
  • SPAGN – The global Sarcoma Patient Advocacy Network
    SPAGN (Sarcoma Patient Advocacy Global Network) ist ein weltweites Netzwerk von über 70 Patientenorganisationen, die sich auf alle Sarkome spezialisiert haben. Die Organisation bringt Patientenvertretende, Sarkom-Experten, Forschende und andere Akteure weltweit zusammen, um z.B. Zugang zu Informationen und Behandlungen zu verbessern, Sarkom-Forschung voran zu treiben oder die globale Zusammenarbeit zu fördern.
    Website: www.sarcoma-patients.org