Lungenkrebs ist eine schwerwiegende Tumorerkrankung, die in der Lunge entsteht. Es gibt viele verschiedene Arten von Lungenkrebs, die sich in zwei große Gruppen einteilen lassen: kleinzellige und nicht-kleinzellige Karzinome. Häufiger treten nicht-kleinzellige Karzinome auf.
Für Patienten im frühen Stadium ist eine Operation eine vielversprechende Behandlungsoption. Ziel der Chirurgie ist die vollständige Entfernung des Tumors, sodass möglichst keine Krebszellen im Körper zurückbleiben. In einigen Fällen kann der Tumor erfolgreich entfernt werden, ohne dass er zurückkehrt, aber es bleibt eine aggressive Krankheit.
Karin Strube
Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Strube Stiftung
Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard Preissler
Chefarzt der Thoraxchirurgie am Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart.
Einführung: Chirurgische Eingriffe bei Lungenkrebs
Zugangstechniken bei der Operation
Techniken der minimalinvasiven Chirurgie
Offene Thorakotomie und Sternotomie
Voraussetzungen für eine Operation
Gesundheitszustand des Patienten
Neoadjuvante Therapie
Zeitrahmen bis zur Operation
Wahl des richtigen Krankenhauses
Unterschied zwischen Lungenkrebs und Lungenmetastasen
Es gibt verschiedene chirurgische Methoden, um den Tumor in der Lunge zu erreichen. Die Entscheidung für die Methode hängt von der Tumorgröße, der Lage und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Podigee. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenIn etwa zwei Drittel der Fälle kann die Operation minimalinvasiv durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass kleine Schnitte seitlich am Brustkorb gemacht werden, durch die der Chirurg arbeitet. Diese Methode ist weniger belastend für den Patienten und erfordert nur eine kurze Heilungszeit. Minimalinvasive Eingriffe werden oft bei kleineren Tumoren durchgeführt, die früh diagnostiziert wurden.
Bei etwa einem Drittel der Patienten ist eine offene Operation erforderlich. Hierbei wird ein seitlicher Schnitt zwischen den Rippen gemacht, um den Zugang zur Lunge zu ermöglichen. Diese Methode wird oft bei größeren oder ungünstig gelegenen Tumoren angewendet. Anders als viele Patienten vermuten, wird das Brustbein bei einer Lungenoperation in der Regel nicht geöffnet. Dies ist eher bei Herzoperationen der Fall.
Die klassische Technik der minimalinvasiven Lungenchirurgie ist die videoassistierte thorakoskopische Chirurgie (VATS). Hierbei werden drei kleine Zugänge genutzt: ein Zugang für eine Kamera und zwei weitere für Instrumente. Über diese Zugänge arbeitet der Chirurg im Inneren, gesteuert durch die Bilder der Kamera.
Diese Technik wurde weiterentwickelt, sodass mittlerweile auch Operationen mit nur zwei oder sogar einem Schnitt möglich sind. Bei einem Schnitt misst dieser etwa 3 bis 4 Zentimetern, durch den sowohl die Kamera als auch die Instrumente eingeführt werden.
Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit, die Lungenoperation mit robotisch assistierten Systemen durchzuführen, die als RATS (robotic-assisted thoracoscopic surgery) bezeichnet wird. Ähnlich wie bei VATS werden Instrumente und eine Kamera über kleine Schnitte eingeführt. Der Unterschied besteht darin, dass die Instrumente von einem Roboterarm gehalten werden, den der Chirurg steuert. Der Roboter bietet eine präzise Handhabung, da er nicht zittert und eine ruhige Kameraführung hat.
Wenn die Tumoren größer ist, sehr stark verwachsen sind mit der Umgebung oder in der Mitte am Lungenstiel sitzen, wo möglicherweise große Blutgefäße aufreißen können, wird eine offene Thorakotomie durchgeführt. Hierbei operiert man über einen zeitlichen Zugangsweg am Brustkorb: Man schneidet zwischen den Rippen auf, kann die Rippen auseinanderspreizen und arbeitet offen. Man kann mit den Händen vor Ort sein.
Eine Sternotomie, der Zugangsweg über das Brustbein, wird bei Lungenoperationen nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Dieser Zugang wird häufiger bei Herzoperationen genutzt, etwa für Bypass- oder Herzklappenoperationen. Viele Patienten fürchten diese Methode, da sie nach der Operation schmerzhafter ist, jedoch gut kontrolliert werden kann, falls sie notwendig wird.
Bevor eine Operation gegen Lungenkrebs durchgeführt werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst wird geklärt, um welche Art von Tumor es sich handelt. In den meisten Fällen gelingt dies durch Diagnostik vor der Operation. Sollte dies nicht der Fall sein, kann während der Operation eine genauere Abklärung erfolgen.
Die entscheidende Voraussetzung für eine Operation ist, dass der Tumor auf die Lunge beschränkt ist. Dafür dient die diagnostische Untersuchung, bei der heute fast alle Patienten ein PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie mit Computertomografie) erhalten. Diese Untersuchung zeigt nicht nur den Tumor selbst, sondern auch mögliche Ausbreitungen im Körper. Ergänzend wird oft eine Kernspintomografie des Kopfes durchgeführt, da sie besser als das PET-CT Metastasen im Gehirn aufzeigen kann. Dies ist wichtig, weil Lungenkrebszellen oft frühzeitig in das Gehirn, die Nebennieren oder Knochen streuen können.
Ist der Tumor auf die Lunge und wenige Lymphknoten begrenzt, und wenn er nicht in umliegende Organe eingewachsen ist, ist eine Operation sinnvoll. Auch die Größe und die genaue Lage des Tumors spielen eine Rolle.
Neben der Tumorbiologie ist der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten ein wichtiger Faktor. Da viele Patienten im mittleren Lebensalter sind und häufig Raucher oder ehemalige Raucher, ist die Lungenfunktion oft beeinträchtigt. Die Lungenfunktion wird daher vor der Operation genau untersucht, um sicherzustellen, dass der Patient auch nach der Entfernung eines Lungenlappens noch gut atmen kann. Das Ziel der Operation ist nicht nur, den Tumor zu entfernen, sondern auch sicherzustellen, dass der Patient nach dem Eingriff sein normales Alltagsleben führen kann.
Die Lungenfunktion spielt nicht nur für den Zustand nach der Operation eine Rolle, sondern auch während des Eingriffs selbst. Die Anästhesie ist besonders bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion eine Herausforderung. Der Anästhesist prüft vor der Operation die Herzfunktion sowie mögliche relevante Vorerkrankungen, um die Narkose optimal vorzubereiten.
Ein einfacher Test zur Einschätzung der Belastbarkeit des Patienten ist die Frage, wie viele Stockwerke der Patient ohne Pause bewältigen kann. Wenn ein Patient in der Lage ist, drei Stockwerke ohne Pause zu steigen, gilt dies als gutes Zeichen, dass die Entfernung eines Lungenlappens problemlos möglich ist.
Da Lungenkrebs häufig Raucher betrifft, ist das Rauchen eine wichtige Thematik bei der Operationsvorbereitung. Langjähriges Rauchen erhöht das Risiko für Lungenkrebs erheblich und beeinträchtigt die Funktion der Lunge. Ein Rauchstopp bereits zwei bis drei Wochen vor der Operation kann jedoch helfen, die Lungenfunktion zu verbessern. Patienten berichten häufig, dass der morgendliche Husten nach einem Rauchstopp bereits deutlich nachlässt – ein Zeichen dafür, dass sich die Schleimhaut in den Bronchien erholt.
Das Aufhören gelingt nicht jedem Patienten, es ist aber etwas wert, wenn ein Patient das Rauchen reduziert.
Nicht alle Patienten schaffen es, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Für diese Fälle bietet das Krankenhaus Unterstützung an. Speziell geschultes Personal hilft den Patienten, eine Raucherentwöhnung zu beginnen. Darüber hinaus gibt es Hilfsmittel wie Nikotinpflaster oder -kaugummis, um den Nikotinentzug zu erleichtern. Manche Patienten hören nach der Diagnose von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen auf, während andere mehr Unterstützung benötigen.
Die Frage, ob ein Patient operiert werden kann, hängt nicht nur von den medizinischen Gegebenheiten ab, sondern auch davon, wie sich der Patient selbst in den Entscheidungsprozess einbringt. Es ist wichtig, den Patienten aktiv in die Entscheidung einzubeziehen und alle Optionen zu besprechen. Dabei geht es nicht nur um die medizinischen Fakten, sondern auch um die Belastbarkeit und das Wohlbefinden des Patienten.
Die funktionelle Operabilität wird nicht nur anhand von Zahlenwerten aus der Lungenfunktionsprüfung bestimmt. Ebenso entscheidend sind die Aussagen des Patienten über seine Belastbarkeit im Alltag. Kann der Patient Treppen steigen oder hat er bereits im Alltag deutliche Einschränkungen in der Mobilität? Solche Fragen helfen bei der Beurteilung. In manchen Fällen werden auch Belastungstests durchgeführt, bei denen der Patient unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus Treppen steigt, während seine Sauerstoffsättigung gemessen wird. Diese Tests geben wertvolle Informationen für die Entscheidungsfindung.
Erst wenn alle Informationen zusammengetragen wurden, wird die Operation detailliert besprochen. Welche Art der Operation ist notwendig? Welche Risiken gibt es? Welche Einschränkungen sind nach dem Eingriff zu erwarten? Diese Fragen werden gemeinsam mit dem Patienten besprochen, sodass er genau informiert ist und seine Fragen stellen kann.
Auch alternative Behandlungsmöglichkeiten wie Chemotherapie oder Strahlentherapie werden diskutiert. In manchen Fällen kann sich während der Abklärung herausstellen, dass eine Chemotherapie oder eine Kombination von verschiedenen Therapien die beste Empfehlung ist.
Viele Patienten bevorzugen eine minimalinvasive Operation. Allerdings hängt die Entscheidung, welche Methode angewendet wird, von der medizinischen Notwendigkeit ab. Wenn die minimalinvasive Methode möglich ist, wird sie in der Regel gewählt. Es kann jedoch vorkommen, dass während der Operation entschieden wird, auf eine offene Methode umzusteigen, um die Sicherheit des Eingriffs und eine vollständige Tumorentfernung zu gewährleisten.
Patienten können sich nicht einfach für eine Methode entscheiden, die medizinisch nicht ratsam ist. Der behandelnde Chirurg erklärt die Gründe für seine Empfehlung und bespricht diese ausführlich mit dem Patienten.
Es ist völlig in Ordnung und oft sogar ratsam, sich eine Zweitmeinung einzuholen, wenn Zweifel bestehen. Viele Patienten fühlen sich sicherer, wenn sie die Einschätzung eines weiteren Experten einholen, und dies wird von den behandelnden Ärzten in der Regel unterstützt.
Ein wichtiger Aspekt bei der Einholung von Zweitmeinungen ist jedoch die Zeit. Eine zu lange Verzögerung kann negative Auswirkungen haben, da der Tumor in der Zwischenzeit weiterwachsen und sich ausbreiten kann. Deshalb sollten Patienten darauf achten, dass sie nach der Diagnostik zügig zu einer Entscheidung kommen.
Bevor eine Operation bei Lungenkrebs durchgeführt wird, sind umfangreiche Voruntersuchungen notwendig. Besonders wichtig ist das sogenannte PET-CT, das zeigt, ob sich der Tumor bereits in andere Bereiche, wie die Lymphknoten, ausgebreitet hat.
Das PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie mit Computertomografie) ist eine spezielle Untersuchung, bei der dem Patienten eine radioaktive Glukose injiziert wird. Diese Glukose reichert sich in stoffwechselaktiven Geweben an, wie Tumoren oder entzündlichen Geweben. Die Tumoren und Metastasen leuchten dann im PET-CT auf und sind in farblich gekennzeichneten Bildern sichtbar. Auf diese Weise kann man erkennen, ob der Tumor sich auf Lymphknoten oder andere Bereiche ausgedehnt hat.
Wenn das PET-CT zeigt, dass Lymphknoten, zum Beispiel am Lungenstiel, betroffen sind, empfehlen die Ärzte eine genauere Abklärung. Dies geschieht durch Tests, die überprüfen, ob tatsächlich Tumorzellen in den Lymphknoten vorhanden sind. Falls dies der Fall ist, raten die Ärzte häufig zu einer Vorbehandlung, der sogenannten neoadjuvanten Therapie.
Die neoadjuvante Therapie ist eine Behandlung, die vor der eigentlichen Operation durchgeführt wird, um den Tumor zu verkleinern und die Operation zu erleichtern. Ziel dieser Therapie ist es, den Tumor lokal so weit wie möglich zu reduzieren, um bei der Operation alle verbleibenden Krebszellen zu entfernen.
Es gibt verschiedene Formen der neoadjuvanten Therapie. Die am häufigsten verwendeten Methoden sind:
Die Chemo-Immuntherapie ist ein Bereich, der sich kontinuierlich weiterentwickelt. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft noch weitere Substanzen für die neoadjuvante Therapie zugelassen werden, die in Kombination mit der Operation angewendet werden können. Diese Entscheidungen basieren auf wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit der neuen Therapien überprüfen. Erst nach einer offiziellen Zulassung dürfen die neuen Substanzen den Patienten angeboten werden.
Nach der Diagnose Lungenkrebs und der Durchführung von Staging und weiteren Untersuchungen stellt sich die Frage, wie schnell die Operation durchgeführt werden sollte. Oft kommt der Patient bereits mit einem CT-Befund, auf dem der Knoten sichtbar ist. Bei frühen Karzinomen handelt es sich häufig um Zufallsbefunde, die bei anderen Untersuchungen, wie Herzuntersuchungen oder Schulter-CTs, entdeckt wurden.
Vor der Operation müssen jedoch noch verschiedene diagnostische Schritte durchgeführt werden, wie PET-CT, MRT und Lungenfunktionstests. Diese Untersuchungen sind zeitaufwendig, da sie nacheinander abgearbeitet werden müssen.
Manche Patienten benötigen zusätzlich eine Bronchoskopie, um eine Gewebeprobe des Tumors zu entnehmen und die Art des Tumors zu bestimmen. Diese invasiveren Verfahren tragen dazu bei, ein klares Bild zu erhalten, um die beste Therapieoption zu wählen.
Die ideale Zeitspanne von der Erstdiagnose bis zur Operation beträgt etwa drei Wochen. Einige Patienten, die bereits gut vorbereitet sind, können innerhalb einer Woche operiert werden, besonders wenn sie jünger und fit sind. Bei anderen Patienten kann sich die Operation aufgrund zusätzlicher Diagnosen, wie einer Herzerkrankung, verzögern. In diesen Fällen müssen zunächst die Risikofaktoren behandelt werden, um den Patienten in einen sicher operablen Zustand zu bringen.
Für eine Lungenkrebsoperation wird empfohlen, ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum aufzusuchen. Diese Zentren müssen bestimmte Standards erfüllen, wie eine Mindestanzahl von mindestens 75 Lungenlappenentfernungen pro Jahr. Die Zertifizierung basiert nicht nur auf Fallzahlen, sondern auch auf standardisierten Abläufen, die regelmäßig aktualisiert und überprüft werden.
Studien haben gezeigt, dass Patienten, die in zertifizierten Zentren operiert und behandelt werden, eine höhere Überlebensrate und eine bessere Rezidivfreiheit haben. Diese Zentren bieten nicht nur die Operation, sondern auch Chemotherapie, Strahlentherapie und deren Kombinationen an. Alle Mitarbeiter in einem zertifizierten Zentrum sind auf die Behandlung von Lungenkrebs spezialisiert, von den Chirurgen bis hin zur Pflege und Physiotherapie.
Lungenkrebs entsteht in der Lunge selbst, da lungeneigene Zellen entarten und Tumore bilden. Die Therapie richtet sich nach diesen Tumoren. Lungenmetastasen hingegen entstehen, wenn ein Tumor an einer anderen Stelle im Körper vorliegt und in die Lunge streut. Diese Metastasen gehören nicht zum Lungengewebe, sondern zum Ursprungstumor, wie z. B. Darmkrebs.
Lungenmetastasen sind völlig andere Erkrankungen, die in einigen Fällen auch für Thoraxchirurgen relevant sein können. In ausgewählten Fällen können Chirurgen auch bei Metastasen helfen. Dies ist jedoch ein separates Thema, das eine eigene Diskussion erfordert.
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen